Die Umsätze der Lufthansa Group sind im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2016 um 2,1 Prozent auf 15,0 Milliarden Euro gesunken. Die Verkehrserlöse nahmen trotz höherer Passagierzahlen um 4,5 Prozent ab, was den Preisdruck bei den Airlines und im Frachtgeschäft widerspiegelt. Trotz geringerer Umsätze ist das Adjusted EBIT, die maßgebliche Kennzahl für den wirtschaftlichen Erfolg, um 61 Millionen Euro auf 529 Millionen Euro gestiegen. Die Ergebnisentwicklung reflektiert die günstigeren Treibstoffpreise und verbesserte Kostenstrukturen. So sind die um Währungseffekte und Treibstoffkosten bereinigten Stückkosten im ersten Halbjahr um 1,3 Prozent gefallen.
Die Entlastung bei den Treibstoffkosten beträgt 597 Millionen Euro: Der Preisdruck, der zum Teil auch durch geringere Treibstoffpreise entstanden ist, hat auch dazu geführt, dass die währungsbereinigten Stückerlöse im ersten Halbjahr um 5,2 Prozent zurückgingen. Schwach entwickelten sich vor allem die Strecken aus Südamerika und Asien nach Europa. Das europäische und nordamerikanische Geschäft entwickelte sich relativ stabil. Im zweiten Quartal sind die währungsbereinigten Durchschnittserlöse in Europa sogar gestiegen.
Lufthansa Group |
Januar bis Juni | Veränderung 2016 | 2015 | |||
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2016 | 2015 | Q2 | Q2 |
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Umsatzerlöse | Mio. € | 15.042 | 15.365 | -2,1% | 8.126 | 8.392 |
davon Verkehrserlöse | Mio. € | 11.637 | 12.181 | -4,5% | 6.402 | 6.734 |
EBIT | Mio. € | 518 | 463 | 11,9% | 567 | 607 |
Adjusted EBIT | Mio. € | 529 | 468 | 13,0% | 582 | 635 |
Adjusted EBIT Marge | In % | 3,5% | 3,0% | 0,5 P.P. | 7,2% | 7,6% |
Konzernergebnis | Mio. € | 429 | 954 | -55,0% | 437 | 529 |
Bruttoinvestitionen | Mio. € | 1.167 | 1.498 | -22,1% | ||
Operativer Cashflow | Mio. € | 2.193 | 2.527 | -13,2% | ||
Mitarbeiter zum 30. Juni | 122.799 | 119.357 | 3.442 | |||
Ergebnis pro Aktie | € | 0,92 | 2,06 | -55,3% | 0,94 | 1,14 |
„Im ersten Halbjahr hat die Lufthansa Group ein solides Ergebnis erwirtschaftet“, sagt . „Wir kommen bei der Umsetzung unserer Drei-Säulen-Strategie gut voran. Überall dort, wo wir Veränderungen selbst beeinflussen können, sehen wir Fortschritte. Das gilt insbesondere für unsere Kostenstrukturen und den Ausbau der Eurowings, deren Aufbau gut vorankommt.“
Die Branche müsse sich jedoch auf ein schwieriges zweites Halbjahr einstellen, so Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG. Terroranschläge in Europa, aber auch die zunehmende politische und ökonimische Unsicherheit hinterlißen im Passagierverkehr ihre Spuren. Insbesondere die Vorausbuchungen auf der Langstrecke nach Europa gingen deutlich zurück. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern ein Adjusted EBIT unter dem Vorjahr.
Finanzielle Stabilität erhöht
Das Konzernergebnis des ersten Halbjahres beläuft sich auf 429 Millionen Euro (Vorjahr: 954 Millionen Euro) und damit leicht unter dem bereinigten Wert des Vorjahres. Im ersten Quartal 2015 war noch die JetBlue-Umtauschanleihe mit 503 Millionen Euro erfolgswirksam ausgebucht worden. Der operative Cashflow fiel um 13 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro; hier schlägt sich vor allem die Zurückhaltung bei den Vorausbuchungen nieder. Da die Investitionen noch stärker zurückgingen, stieg der Free Cashflow dennoch auf 1,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,0 Milliarden Euro).
Der vornehmlich auf dem Anstieg der Pensionsrückstellungen beruhende Rückgang der Eigenkapitalquote auf 10,4 Prozent (Jahresabschluss 2015: 18,0 Prozent) wurde durch den auf 1,6 Prozent abgesunkenen IFRS-Rechnungszins verursacht. Zum Jahresabschluss hatte der Zins noch bei 2,8 Prozent gelegen. Bei einem vergleichbaren Rechnungszins zum ersten Quartal 2015 (1,7 Prozent) lag die Eigenkapitalquote mit 7,5 Prozent jedoch weit unter dem jetzigen Niveau, was die gestiegene finanzielle Stabilität der Lufthansa Group belegt. Noch nicht berücksichtigt in den Zahlen ist die mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO im Rahmen einer Schlichtung vereinbarte Umstellung der Altersversorgung von einem Modell der garantierten Auszahlung auf ein Modell garantierter Einzahlungen; die Vereinbarung steht noch unter Zustimmungsvorbehalt. Der neue Tarifvertrag wird die Eigenkapitalquote weiter spürbar verbessern. Das für die Dividendenzahlung relevante EBIT wird weiterhin über Vorjahr erwartet und in 2016 mehrere hundert Millionen Euro über dem Adjusted EBIT liegen.
„Zwar zeigen sich in der Bilanz nach wie vor die volatilen Veränderungen bei unseren Pensionsrückstellungen“, sagt Simone Menne, Vorstand Finanzen der Deutschen Lufthansa AG. „Aber diese fallen deutlich schwächer aus als im Vorjahr, da wir die gute Ergebnisentwicklung im vergangenen Jahr genutzt haben, um unserem Eigenkapital rund eine Milliarde Euro zuzuführen. In diesem Geschäftsjahr werden wir eine weitere Stabilisierung aus einem im langjährigen Vergleich immer noch guten Ergebnis und positiven Effekten aus Tarifabschlüssen sehen.“
Lufthansa Passage als Zugpferd
Treibend für die Ergebnisverbesserung der Lufthansa Group im ersten Halbjahr war die positive Entwicklung bei Lufthansa Passage, die im ersten und im zweiten Quartal ihr operatives Ergebnis jeweils signifikant gesteigert hat. Insgesamt weist die Lufthansa Passage ein um 281 Millionen Euro auf 387 Millionen Euro gestiegenes Ergebnis aus, entsprechend einer Margenverbesserung um 3,8 Prozentpunkte auf 5,2 Prozent. Dies ist unter anderem auf strikte Kapazitätsdisziplin zurückzuführen. Die beste Marge der Netzwerk-Airlines hat mit 6,3 Prozent weiterhin SWISS, obwohl sich deren Ergebnis im ersten Halbjahr aufgrund der ökonomischen Effekte des starken Schweizer Franken um 47 Millionen Euro verschlechtert hat. Ein um 16 Millionen Euro verbessertes Ergebnis erwirtschaftete Austrian Airlines, während sich das kumulierte Beteiligungsergebnis von SunExpress und Brussels Airlines um 40 Millionen Euro verschlechtert hat. Beide Beteiligungsgesellschaften sind derzeit in sehr schwierigen Märkten unterwegs. Das Ergebnis von Eurowings liegt zum Halbjahr um 67 Millionen Euro unter Vorjahr, was im Wesentlichen auf Aufbau- und Anlaufkosten sowie das anspruchsvolle Wettbewerbsumfeld zurückzuführen ist.
Die größte Ergebnisverschlechterung stellte sich mit 95 Millionen Euro bei Lufthansa Cargo ein. Im Frachtverkehr liegen die Durchschnittserlöse aufgrund der massiven Überkapazitäten mittlerweile auf dem Niveau der Finanzkrise von 2009. Lufthansa Cargo wird deshalb über ein Kostensenkungsprogramm 80 Millionen Euro einsparen, doppelt so viel wie ursprünglich geplant. Bei den Servicegesellschaften Lufthansa Technik und LSG Sky Chefs liegt das Halbjahresergebnis um 64 Millionen Euro bzw. 2 Millionen Euro unter Vorjahr.
Zweites Halbjahr erhöht Druck
Für das Gesamtjahr rechnet die Lufthansa Group mit einem Adjusted EBIT unter dem Vorjahreswert von 1,8 Milliarden Euro. Vor allem im dritten Quartal erwartet das Geschäftsfeld Passage Airline Gruppe eine sehr schwache Erlösentwicklung. Für das gesamte zweite Halbjahr wird ein Rückgang der währungsbereinigten Stückerlöse um 8 bis 9 Prozent unterstellt. Das geplante Kapazitätswachstum für das Gesamtjahr wird von 6,0 auf 5,4 Prozent gesenkt. Die Treibstoffkosten werden im zweiten Halbjahr nach aktueller Hochrechnung um rund 350 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr sinken.
Für das Gesamtjahr bestätigt Lufthansa die Prognose für Treibstoffkosten in Höhe von 4,8 Milliarden Euro. Das Unternehmen ist aber auch zuversichtlich, die um Währungseffekte und Treibstoffkosten bereinigten Stückkosten im zweiten Halbjahr um 2 bis 3 Prozent senken zu können. Dies beinhaltet nicht die positiven Effekte aus dem neuen Tarifvertrag mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO. Für alle anderen Geschäftsfelder wird in der Periode von Juli bis Dezember ein kumuliertes Ergebnis auf Vorjahresniveau erwartet. Etwaige Restrukturierungskosten sind in der Prognose bereits berücksichtigt. „Wir sind und bleiben auf Kurs“
„Die aktuellen Marktentwicklungen unterstreichen die Richtigkeit unserer Drei-Säulen-Strategie. Sie gibt uns die Flexibilität, um die richtigen Antworten auf das stark veränderte Marktumfeld zu finden“, sagt Carsten Spohr. „Bei den Netzwerk-Airlines haben wir zuletzt wichtige Weichen gestellt, um Erlösqualität und Kostenstrukturen nachhaltig zu verbessern – von der fortgesetzten Flottenerneuerung über Produktverbesserungen wie dem Internet auf der Kurzstrecke bis zum Tarifabschluss mit UFO.“
Spohr weiter: „Eurowings hat bereits heute auf vergleichbarer Streckenlänge Stückkosten, die dem Wettbewerb standhalten können. Bis 2020 werden wir diese weiter deutlich senken. Und bei unseren Service-Gesellschaften haben wir Wachstumsprojekte und Effizienzprogramme aufgelegt, die unsere Leistungsfähigkeit erhöhen und nachhaltiges, profitables Wachstum ermöglichen.“