Die AERO 2017 fliegt passend zu ihrem Jubiläum auf einem Rekord-Kurs: Zum 25. Mal findet die Internationale Luftfahrtmesse statt und mit einer Zahl von über 660 Ausstellern (2016: 606 Aussteller) erreicht sie das bisher beste Ergebnis ihrer Geschichte.
Die größte Messe der Allgemeinen Luftfahrt in Europa zeigt von 05. bis 08. April 2017 Ultraleichte, ein- und zweimotorige Flugzeuge, Business-Jets, Hubschrauber, Gyrokopter und Segelflugzeuge. Zudem sind in diesem Jahr mit e-flight-expo, Avionics Avenue, Engine Area, „Be a pilot“ und UAS Expo/AERODrones für zivile Drohnen und unbemannte Flugzeuge erneut mehrere Spezialbereiche und der Gebrauchtflugzeugmarkt am Start. Als Jubiläums-Geschenk findet am Samstag eine Flugschau mit Elektro- und Kunstflugzeugen sowie dem Nachbau einer Junkers F13 statt.
Messechef Klaus Wellmann und Projektleiter Roland Bosch freuen sich, dass die 25. AERO besser ausgelastet ist als jemals zuvor. Die Rekord-Buchungslage sei ein Zeichen dafür, dass es für Luftfahrtunternehmen unverzichtbar ist, sich potenziellen Kunden in Friedrichshafen zu präsentieren. „2017 ist das Jahr, in dem Flugzeuge mit Elektroantrieb stark im Kommen sind“, nennt Roland Bosch einen der Schwerpunkte, die auch einen Blick in die Zukunft der Allgemeinen Luftfahrt aufzeigen. So stehen einige Elektroflug-Premieren am Bodensee bevor.
Die AERO 2017 gibt einen umfassenden Überblick über die Luftfahrtbranche: Vom Segelflugzeug über Ultraleichte, ein- und mehrmotorige Flugzeuge mit Kolbenmotor, Hubschrauber, Gyrokopter und Turboprops bis hin zu mehrstrahligen Jets reicht die Palette. Zivile Drohnen oder unbemannte Flugzeuge sind ebenfalls zu sehen. Neue Flugmotoren, modernste Avionik, Dienstleistungen und Zubehör rund ums Fliegen sind weitere Schwerpunkte. Ein besonderes Highlight zum Jubiläum ist am Samstag geplant: Um 11:00 Uhr steht einmalig eine Airshow auf dem Programm. Präsentiert werden vor allem neue Flugzeuge mit Elektroantrieb, Kunstflug der besonderen Art sowie voraussichtlich den 2016 zum Erstflug gestarteten Nachbau einer historischen Junkers F13 aus den 1920er-Jahren.
Ultraleichte
Nach wie vor sind die Ultraleichten der am stärksten nachgefragte Bereich innerhalb der Allgemeinen Luftfahrt. Hier ist die Bandbreite der unterschiedlichen Luftfahrzeuge auch am größten: Segelflugzeuge, Motorflugzeuge und Tragschrauber zählen bereits zur Ultraleicht-Kategorie. Neu hinzukommen werden in Deutschland nun auch ultraleichte Helikopter. Ende November 2016 gab der Deutsche Bundesrat grünes Licht für die Einführung einer ultraleichten Hubschrauber-Kategorie. Wie die Spezifikation dieser Helikopter ausfällt und eine mögliche Ausbildung ihrer Piloten aussieht, dazu wird es erste Informationen von den Verbänden DAeC und DULV geben. Mehrere europäische Hersteller von ultraleichten Helikoptern, die in Frankreich und Italien bereits fliegen dürfen, werden ebenso wie deutsche Unternehmen ihre Hubschrauber ausstellen.
Der Trend zu ultraleichten Gyrokoptern hält ebenfalls an. Diese sind auf der AERO in sämtlichen Konfigurationen zu sehen: Ein- oder zweisitzig, offen oder geschlossen, als Tandem- oder Side-by-side-Sitzer. Zudem werden neue Tragschrauber-Modelle gezeigt.
Neue ultraleichte Flugzeuge vom gutmütigen Trainer bis zum mehr als 300 km/h schnellen Renner werden am Bodensee ebenfalls präsentiert. Der Deutsche Ultraleichtflugverband sorgt mit seinem Vorstoß, die Gewichtsgrenze für UL-Flugzeuge von derzeit 472 auf 600 Kilogramm anzuheben, auch auf der Messe für Gesprächsstoff. In eine ganz andere Richtung zielen die in Friedrichshafen gezeigten Flugzeuge der 120-Kilogramm-Klasse innerhalb der Ultraleichten: Sie sind extrem leicht gebaut, ohne allzu viel Avionik ausgestattet und deshalb preiswert in Anschaffung sowie Unterhalt. Wer den Gang zum Fliegerarzt nicht machen will, benötigt für diese Einsitzer nicht mal ein Medical. Der Bereich dieser 120-Kilo-Flugzeuge richtet sich an Piloten, die entweder ein „Back to the roots“ in der Ultraleichtfliegerei anstreben oder einfach möglichst unkompliziert fliegen wollen.
Auch einige der in den USA zugelassenen sogenannten Light Sport Aircraft oder die von der EASA zertifizierten Light Sport Aeroplanes, wie die ähnliche Klasse in Europa heißt, sind auf der AERO zu sehen. Diese bis 600 Kilogramm Abfluggewicht schweren Zweisitzer bilden quasi das Bindeglied zwischen Ultraleichten und Flugzeugen der Echo-Klasse.
Business Aviation
Die Business Aviation zeigt deutlich Flagge auf der AERO: Honda stellt eine Serienmaschine des Honda Jet mit seiner unkonventionellen Triebwerksanordnung vor, der seit Ende 2015 zugelassen ist. Cirrus Aircraft wird über den Serienanlauf seines kürzlich von der FAA zugelassenen einstrahligen Vision-Jet informieren, von dem im Dezember das erste Exemplar an einen Kunden ausgeliefert wurde. Dazu kommen die etablierten Zweistrahler von Eclipse, Cessna und Embraer.
In der Kategorie der Propellerflugzeuge werden Turboprop-Singles europäischer Hersteller wie Pilatus mit der PC-12 NG oder Daher mit TBM 900/930 zu sehen sein. Ihre US-amerikanischen Wettbewerber wie Cessna mit der Caravan, Quest mit der Kodiak und Piper mit den M500/600-Modellen werden präsent sein. Auch zweimotorige Turboprops amerikanischer oder europäischer Hersteller sind ausgestellt.
Zur Business Aviation zählen auch Turbinen-Helikopter. Hier gibt es ebenfalls eine AERO-Premiere. Der Schweizer Hersteller Marenco Swisshelicopter präsentiert erstmals seinen Hubschrauber SH09 am Bodensee. Der bis zu achtsitzige Heli wird von einer Turbine angetrieben, durchläuft derzeit die Flugerprobung und soll bald seine Verkehrszulassung erhalten.
Segelflug
Die Segelflugzeuge sind seit den Anfängen der AERO im Jahr 1977 dabei. Sie ermöglichen den preisgünstigsten Einstieg in eine Pilotenlaufbahn. Ein- oder doppelsitzig, vom gutmütigen Anfängersegler bis zur Superorchidee ist am Bodensee alles vertreten. Vor allem deutsche Hersteller sind in diesem Bereich führend, aber auch weitere überwiegend europäische Unternehmen zeigen ihre Neuheiten.
Auch die Vielfalt der angebotenen Motorsegler sorgt für Aufmerksamkeit. Deren Triebwerke sind entweder konventionell im Bug oder klappbar und damit aerodynamisch günstig im Rumpfrücken untergebracht. Dabei kommen sowohl Zwei- wie auch Viertakter, Elektromotoren oder sogar Jetantriebe zum Einsatz. Selbst Faltpropeller sind bei Hochleistungs-Motorseglern zu finden.
e-flight-expo
Die e-flight-expo spürt auf der AERO deutlichen Rückenwind, da seit kurzem auch Branchengiganten wie Siemens und Airbus in die Entwicklung von Flugzeugen mit Elektroantrieb eingestiegen sind. Gleichzeitig machte im Herbst 2016 der Erstflug des ersten viersitzigen Flugzeugs mit Brennstoffzellenantrieb und Elektromotor HY4 in Deutschland Schlagzeilen. Dieses Experimentalflugzeug kommt ebenfalls an den Bodensee.
Waren bisher Elektroantriebe vor allem bei Ultraleichten und Motorseglern zu finden, so ziehen diese Triebwerke nun auch in die Echo-Klasse ein und machen sogar leisen Kunstflug möglich. Auch der spektakuläre Volocopter von e-volo mit 18 Rotoren, der derzeit in der Flugerprobung ist, wird in Friedrichshafen zu sehen sein. Äußeres Zeichen dieser dynamischen Entwicklung der bereits neunten e-flight-expo ist auch der Umzug vom bisherigen Standort im Foyer in die Halle A7, dem Entrance East-e-flight.
UAS Expo/AERODrones
Der Bereich der Luftfahrt, der derzeit wohl am rasantesten wächst, ist in der Sonderschau UAS Expo/AERODrones zu erleben. Neue Anbieter sogenannter Unmanned Aerial Systems (UAS), also ziviler Drohnen oder unbemannter Flugzeuge, zeigen neue Modelle und Einsatzzwecke. Unterschiedliche Ansprüche der Nutzer an den gemeinsamen Luftraum, die Probleme mit sich bringen, werden im Rahmen der UAS Expo zur Sprache kommen.
So wurde bereits als Folge dieser Entwicklung in Deutschland im Januar vom Bundeskabinett nicht nur eine künftige Kennzeichnungspflicht für ferngesteuerte Drohnen eingeführt, sondern auch Einschränkungen im Betrieb abhängig vom jeweiligen Gewicht der Drohne und eine Führerscheinpflicht beschlossen. Zu sehen sind in Friedrichshafen sowohl bemannte als auch unbemannte Luftfahrzeuge verschiedener Hersteller, ausgerüstet mit modernster Sensor- und Messtechnik. Ein Drohnen-Rennen und ein Indoor-Airfield sind 2017 ebenfalls im Rahmen der UAS Expo vorgesehen. Flugsimulatoren sollen speziell jüngere Besucher auf der AERO ansprechen.
Engine Area
Zum sechsten Mal gibt es auf der AERO 2017 die Engine Area: In diesem Bereich werden innovative Flugmotoren verschiedenster Hersteller präsentiert, egal ob Elektro-, Turbine oder Kolbenmotor. Angesichts der Entwicklung neuer sparsamer Motoren für Propellerflugzeuge, die entweder mit Jet A-1 laufen oder anstelle von Avgas bleifreies Benzin verwenden können, sind auch in diesem Bereich zahlreiche Neuheiten zu erwarten. Die erstmals auf der AERO 2016 gezeigten modernen Hybridantriebe für einmotorige Propellerflugzeuge befinden sich bereits auf dem Weg in Richtung Serienreife.
Avionics Avenue
Der jüngste Spezialbereich ist die Avionics Avenue. Hier dreht sich alles um die Bordausrüstung des Flugzeugs oder Helikopters in Sachen Flugsteuerung, Navigation, Kollisionswarnung oder Flugplanung. Für viele Halter von Luftfahrzeugen rückt auch die Frist zum Austausch alter Funkgeräte näher. Da bis spätestens Ende 2017 alle Funkgeräte in Seglern, Ultraleichten, Flugzeugen und Helikoptern, die für Sichtflugbetrieb zugelassen sind, auf das 8,33-kHz-Raster umgerüstet sein müssen, wird dies den Avionik-Herstellern ebenso wie den LTBs in diesem Jahr ein deutliches Umsatzplus bescheren. Avionikhersteller werden hier zudem Neuheiten bei ihren Glascockpits präsentieren. Zahlreiche Produkte wie etwa Headsets können in der Avionics Avenue direkt ausprobiert werden.
Be a Pilot/Aerocareer
Die Aktion „Be a Pilot/AeroCareer“ fand in den vergangenen Jahren großen Zuspruch. Piloten, aber auch alle an einer Flugausbildung Interessierten können sich hier informieren, austauschen und kennenlernen. Auch für alle Interessenten an weiteren Berufen in der Luftfahrt – vom Flugzeugbauer bis zum zukünftigen Towerlotsen – ist dieser Bereich gedacht. Flugschulen, Fachverbände, Interessenvertretungen, Luftfahrtbehörden oder Arbeitgeber aus der Aviatik präsentieren sich als Ansprechpartner für alle Besucher.
Konferenzen auf der AERO
Im Rahmen der AERO Conferences wird es in Friedrichshafen mehr als 100 Vorträge, Konferenzen und Workshops zu aktuellen Themen der Luftfahrt geben. Experten von Pilotenvereinigungen, Zulassungsbehörden und der Herstellerverbände GAMA und LAMA sowie Interessenvertretungen aus der General Aviation informieren und diskutieren bei den AERO Conferences über politische Rahmenbedingungen, Verbesserungsmöglichkeiten und die derzeitige Situation in der Luftfahrt. Ebenso präsentiert sich hier auch der Dachverband für die Unmanned Aerial Vehicle, der UAVDACH.
Anflug zur AERO
Wie in den vergangenen Jahren wird es für selbstfliegende Besucher der AERO von 05. bis 08. April hier eine online-gestützte Slotvergabe für die Nutzung des Bodensee-Airport Friedrichshafen geben. PPR-Slots können ab 18. März 09:00 Uhr (Lokalzeit) gegen eine Gebühr von 35 Euro reserviert werden, die dem Paketpreis für selbstfliegende AERO-Besucher (beinhaltet Lande- und Parkgebühr sowie Shuttle zum AERO-Eingang) vor Ort angerechnet wird. Wer früh startet und morgens zwischen 06:00 Uhr und 08:00 Uhr Lokalzeit in Friedrichshafen nach Sichtflugregeln (VFR) landet, muss keinen Slot reservieren. Diese Regelung gilt auch nach Messeschluss von 19:20 bis 22:00 Uhr.
Alternative Landemöglichkeit ohne Slotregelung für UL und Motorsegler wird erneut der Segelflugplatz Markdorf sein. Für spontan anreisende Echo-Klasse-Piloten sind auch die nahegelegenen Flugplätze Leutkirch oder Mengen geeignet.