Der Frankfurter Flughafen ist Hessens Tor zur Welt, nicht nur für Passagiere und Waren, sondern auch für Tiere. Mit der von Lufthansa Cargo betriebenen „Animal Lounge“ verfügt der Airport dabei seit dem Jahr 2008 über eine der größten und modernsten Tierstationen der Welt.
Durchschnittlich 150 Zootiere, 2.000 Pferde, 8.000 Schweine, 15.000 Hunde und Katzen und über 80 Millionen Zierfische werden hier jedes Jahr abgefertigt. Länder, in denen auch gefährliche Tierseuchen weit verbreitet sind, liegen zugleich nur wenige Flugstunden von Frankfurt entfernt. Da eine unbemerkte Verschleppung von Tierseuchenerregern in die Europäische Union eine Katastrophe für die hiesigen Tierbestände und den gesamten Wirtschaftsraum wäre, müssen krankheitsverdächtige Tiere bereits auf dem Flughafengelände sicher erkannt und schon dort alle erforderlichen Maßnahmen zur Verhinderung einer Weiterverschleppung eingeleitet werden.
Zur Probung der damit verbundenen Abläufe diente nun die groß angelegte zweitägige Tierseuchenübung am 18. und 19. März, an der die Fraport AG, die Lufthansa Cargo AG, die Feuerwehren des Flughafens und der Stadt Frankfurt, das Technische Hilfswerk und die zuständigen Veterinärbehörden der Stadt Frankfurt, der Tierärztlichen Grenzkontrollstelle Hessens und des Regierungspräsidiums Darmstadt beteiligt waren.
Das fiktive Ausgangsszenario für die Übung bildete ein illegal aus Mosambik eingeführter Klippspringer, der im Rahmen der tierärztlichen Untersuchung in der Tierstation am Flughafen typische Symptome der Maul- und Klauenseuche (MKS) aufwies. Bei der MKS handelt es sich um eine hoch ansteckende Viruserkrankung der Klauentiere, zu denen auch Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine gehören; sie ist eine der gefährlichsten Tierseuchen überhaupt. Im Rahmen eines großen Seuchenzuges in Großbritannien im Jahr 2001 mussten über vier Millionen Tiere gekeult werden und es entstand ein geschätzter wirtschaftlicher Schaden von über zehn Milliarden Euro. Anhand dieses Übungsszenarios wurden an den beiden Übungstagen zahlreiche Fragestellungen detailliert bearbeitet.
Da die Tierstation aufgrund des Seuchenverdachts im Rahmen der Übung unverzüglich gesperrt wurde, musste auf dem Flughafengelände als Erstes ein Ersatzbetrieb aufgebaut und alle weiterhin in Frankfurt ankommenden Tiere dorthin umgeleitet werden. Zugleich wurde geprobt, wie Beschäftigte der Tierstation sicher dekontaminiert werden können, damit sie nach Verlassen ihres Arbeitsplatzes die Seuche nicht weiterverschleppen. Auch für die in der (fiktiv kontaminierten) Station stehenden Tiere wie Hunde oder Pferde, die für die Tierseuche MKS nicht empfänglich sind, mussten Lösungen gefunden werden, um diese sicher aus der Animal Lounge auszuschleusen und an ihre Besitzer zu übergeben. Für den Fahrzeugverkehr wurde an der Tierstation eine Reinigungs- und Desinfektionsschleuse aufgebaut und auch für die Reinigung und Desinfektion der Tierstation selbst war es eine Herausforderung, schnellstmöglich wieder in den regulären Betrieb übergehen zu können.
Die wichtigsten Übungsziele waren dabei die Vernetzung der zahlreich beteiligten Akteure sowie die Entwicklung tragfähiger Konzepte für den Ernstfall, die sowohl den behördlichen Vorgaben als auch den Abläufen des Flughafenbetriebes im größtmöglichen Umfang gerecht werden. Regierungspräsidentin Lindscheid zeigte sich mit den Übungsergebnissen zufrieden: „Dank des großen Einsatzes aller Beteiligten konnten unsere Übungsziele erreicht werden. Für viele Probleme, mit denen wir uns im Rahmen dieser Übung beschäftigt haben, kennen wir nun einen gangbaren Weg für den möglichen Ernstfall. So können wir schneller reagieren und die Zeit bis zur Wiederaufnahme des Normalbetriebs so kurz wie möglich halten.“
Die Ergebnisse der Übung sollen nun noch genauer evaluiert werden und auch der weiteren Aus- und Fortbildung dienen. Der laufende Betrieb am Flughafen Frankfurt war durch die Übung nur am 19. März aufgrund eines ausgesprochenen Embargos für Tiersendungen geringfügig beeinträchtigt.