Der Luftverkehr soll klimaneutral und umweltfreundlicher werden. Wie das zu bewerkstelligen ist, darüber tauschen sich die Airbus Group und die den Grünen nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung seit 2014 aus. Die Ergebnisse dieses Dialogs haben sie jetzt in der Publikation „Oben – Ihr Flugbegleiter“ zusammengefasst. Um den Luftverkehr umweltfreundlicher zu gestalten, so das Fazit, sind sowohl technische Innovationen als auch politische Maßnahmen notwendig. Als Beispiel für eine effizientere Regulierung wird die Vereinheitlichung des europäischen Luftraums genannt. Derzeit führt die Fragmentierung nationaler Flugaufsichtsbehörden zu ineffizienten Routen. Ein einheitlicher europäischer Luftraum könnte zu kürzeren Flugstrecken und damit zu Treibstoffeinsparungen von bis zu zehn Prozent führen.
Darüber hinaus ist eine kontinuierliche Verbesserung der Ressourceneffizienz sowie der Einsatz neuer Antriebstechniken und Treibstoffe nötig, um eine Halbierung der globalen Treibhausgas-Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts zu erreichen.
Zur Eröffnung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin präsentierten Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, und Tom Enders, CEO der Airbus Group, das Dokument der Öffentlichkeit. An den nun zwei Jahre andauernden Gesprächen nahmen Mitglieder des Vorstands der Airbus Group sowie führende Vertreter der Grünen und von Umweltverbänden teil. Von unterschiedlichen Standpunkten kommend stellten beide Seiten fest, dass sie jenseits aller Differenzen doch ähnliche Ziele zur Zukunft der Luftfahrt verfolgen.
Treibstoff Kostenfaktor Nr. 1
„Ökonomie und Ökologie stehen nicht zwangsläufig im Widerspruch. Im Gegenteil: Ökologische und ökonomische Vernunft bedingen einander. Das gilt auch für die Luftfahrt„, sagte Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. „In Zeiten, in denen – trotz des derzeit moderaten Ölpreises – der Treibstoff weiterhin Kostenfaktor Nummer eins im Luftverkehr ist, wird Airbus nur dann im weltweiten Wettbewerb bestehen, wenn seine Flugzeuge so effizient wie irgend möglich fliegen„, sagte Tom Enders, CEO der Airbus Group.
Pro Jahr finden derzeit 3,3 Milliarden Flugreisen statt. In den kommenden 20 Jahren wird sich diese Zahl voraussichtlich verdoppeln, ebenso wie die Anzahl der Flugzeuge. Eine „Demokratisierung des Fliegens“, also sinkende Flugpreise und das gleichzeitige Anwachsen der globalen Mittelschichten, tragen zu diesem Wachstum bei.
Weitere Verbesserungen in Zukunft
Fliegen ist zentraler Bestandteil der global vernetzten Welt und ein Faktor in der Lebenswelt vieler Menschen. „In der Debatte um das Fliegen treffen individuelle Freiheit und die globale Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik auf den Klimawandel, Landschaftsverbrauch und Lärmschutz. Graduelle Verbesserungen können diesen Konflikt nicht lösen. Effizienzgewinne beim Treibstoffverbrauch werden bislang durch den wachsenden Flugverkehr neutralisiert“, so Ralf Fücks
Neben Verbesserungen bei CO2- und Schadstoff-Emissionen ist auch der Fluglärm dank intensiver Forschungsarbeit seit den 1950er Jahren um über 20 Dezibel (und damit für Menschen fühlbar um mehr als die Hälfte) gesenkt worden. Das ist eine große Errungenschaft, aber bei weitem noch nicht das Ende der Fahnenstange, wie Tom Enders erläuterte. Europäische Emissionsziele sehen bis 2050 eine Senkung der Schadstoff-Emissionen im Flugverkehr um 90 Prozent, des CO2-Ausstoßes um 75 Prozent und des wahrgenommenen Fluglärms um 65 Prozent vor. Mit radikalen Ansätzen wie elektro-hybriden Antrieben und Biotreibstoff aus Algen will die Airbus Group dafür sorgen, dass emissionsarmes Fliegen so bald wie möglich Wirklichkeit wird.