Heute präsentierte Airbus Defence and Space seinen neuen hochfliegenden Pseudosatelliten (High Altitude Pseudo-Satellite – HAPS) Zephyr S auf der Farnborough International Airshow erstmals der Öffentlichkeit. Die dauerfliegende Drohne wird zudem nun produziert.
Das System Zephyr S ist die erste Drohne aus der Serienfertigung des Zephyr-Programms. Die bisherigen Zephyr-Maschinen waren Prototypen für Forschungs- und Entwicklungszwecke. Das Zephyr-System ist kein reines Flugzeug und kein reiner Satellit, besitzt jedoch Merkmale von beidem, indem es die Persistenz eines Satelliten und die Flexibilität einer Drohne in sich vereint.
Elitäre Flughöhe: wie einst die Concorde
Das einzige Zivilflugzeug, das in dieser Höhe geflogen ist, war die Concorde – ansonsten können nur die militärischen Aufklärer U-2 und SR-71 „Blackbird“ in vergleichbaren Höhen eingesetzt werden. Zephyr hat damit mehrere Weltrekorde aufgestellt, darunter für die längste Flugdauer ohne Betankung, mämlich mehr als 14 Tage bzw. knapp 340 Stunden. Das ist mehr als zehn Mal länger als irgendein anderes Flugzeug auf der Welt. Und für seine große Flughöhe (70.740 Fuß bzw. 21 Kilometer).
Zephyr ist daher das weltweit führende solargetriebene unbemannte Fluggerät in der Stratosphäre. Sie wird rein mit Sonnenenergie betrieben, fliegt über dem Wetter und dem normalen Luftverkehr und bietet auf lokaler Ebene kostengünstig ein ergänzendes Spektrum an persistenten Diensten, ähnlich denen von Satelliten. Damit füllt Zephyr eine Lücke im bisherigen Fähigkeitsbereich von Satelliten und bemannten/unbemannten Flugzeugen. Die Eröffnung des neuen Produktionswerks, das nach dem verstorbenen Zephyr-Erfinder Chris Kelleher benannt ist, unterstreicht den Stellenwert, den Airbus diesem Programm beimisst. Das Kelleher-Werk ist die weltweit erste Serienfertigungslinie für hochfliegende Pseudosatelliten.
Datum der Landung noch offen
Die Drohne Zephyr S habe laut Airbus nachweislich einen Vorsprung von mehreren Jahren vor allen vergleichbaren Wettbewerbssystemen. Den Meilenstein ihres Programms „erlebt“ die Zephyr-Drohne in der Luft, befindet sie sich doch seit ihrem Start in Arizona, USA, vor einigen Tagen auf ihrem Jungfernflug. Der Flug wird von den Regierungen Großbritanniens und der USA unterstützt und unterstreicht die Position des britischen Verteidigungsministeriums als erster Kunde für diese innovative und möglicherweise revolutionäre Technologie. Der Erstflug des Systems Zephyr S dient dem Nachweis und der Demonstration seiner Fähigkeiten im Flugbetrieb; das Landedatum wird erst dann bestätigt, wenn die technischen Ziele erreicht wurden. Stand heute hat die Zephyr-Drohne nahezu 1.000 Flugstunden absolviert.
Zephyr soll sowohl militärischen als auch zivilen Kunden neue optische, sensorische und kommunikative Möglichkeiten bieten. Es hat das Potenzial, das Katastrophenmanagement deutlich zu verbessern, unter anderem durch die Überwachung der Ausbreitung von Waldbränden oder Ölteppichen. So ermöglicht Zephyr nicht nur eine konstante Überwachung ökologischer Veränderungen, sondern ebenso die Kommunikation mit den entlegensten Teilen der Erde. Zephyr ist daher ideal für lokale ISR-Missionen (Intelligence, Surveillance and Reconnaissance – Informationsgewinnung, Überwachung und Aufklärung) mit hoher Persistenz geeignet. Dabei bietet es, ähnlich einem Satelliten (jedoch mit höherer Bildauflösung), Kommunikations- und Erdbeobachtungsdienste über lange Zeiträume und ohne jede Unterbrechung.
Startplatz für Zephyr in Australien
Airbus wird die Drohne Zephyr S künftig von der neuen Flugbetriebsstätte des Unternehmens auf dem Flugplatz Wyndham in Westaustralien aus betreiben. Dieser Ort wurde hauptsächlich aufgrund des fast unbeschränkten Luftraums und des stabilen Wetters als erster Start- und Landeplatz ausgewählt. Der Betrieb der Anlage wird im September 2018 aufgenommen.
Eigentliches Ziel des Zephyr-Systems ist es, persistente Dienste kostengünstig auf lokaler Ebene mithilfe eines wiederverwendbaren, solarelektrisch betriebenen Flugzeugs anzubieten und dabei eine breite Anwendungspalette abzudecken: etwa die Meeresüberwachung und dazugehörige Einsätze, Grenzschutzmissionen, Kommunikation, Lokalisierung und Überwachung von Waldbränden oder Navigation. Die in der Stratosphäre in einer durchschnittlichen Flughöhe von 70.000 Fuß bzw. 21 Kilometern betriebene Ultraleichtdrohne Zephyr wiegt bei einer Spannweite von 25 Metern kaum 75 Kilogramm. Sie fliegt über dem Wetter (Wolken, Strahlströme) und dem normalen Luftverkehr und soll gezielt für lokale oder regionale Missionen eingesetzt werden.