ATV „Georges Lemaître“ erfolgreich mit Ariane 5 gestartet

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Der 60. erfolgreiche Start der europäischen Trägerrakete Ariane 5 in Folge bringt Europas Raumtransporter ATV "Georges Lemaître" sicher auf den Weg zur Internationalen Raumstation. Pünktlich um 20.47 Uhr (Ortszeit) startete das Duo am Donnertagabend vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou (Französisch-Guayana). Dabei hat ATV "Georges Lemaître" mit einem Gesamtgewicht von knapp 20,3 Tonnen seine vier Vorgänger noch einmal übertroffen und ist damit nun die schwerste Nutzlast, die jemals von einer Ariane in den Orbit gebracht wurde.

Defence and Space, das zweitgrößte Raumfahrtunternehmen der Welt, ist verantwortlich für die Entwicklung und Fertigung der Ariane 5 sowie Hauptauftragnehmer der Europäischen ESA für das ATV.

60. erfolgreicher Ariane 5-Start in Folge

François Auque, Leiter von Space Systems, sagte: "Zunächst möchten wir für den Start des Duos Ariane/ATV unseren Dank an Arianespace, das für die Vermarktung von Trägerrakten und den Betrieb von verschiedenen europäischen Trägersystemen am Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana durchführt, und an alle industriellen und institutionellen Partner aussprechen. Dieser 60. erfolgreiche Start einer Ariane 5 in Folge festigt die führende Position der weltweit erfolgreichsten kommerziellen Trägerrakete und ist ein Epilog einer der größten europäischen Erfolge in der . ATV ist eines der modernster Raumschiffe, die je gebaut wurden. Es kann vollautomatisch bei einer Geschwindigkeit von 28.000 km/h mit einer Genauigkeit, die geringer als die Größe einer Münze ist, andocken. Damit nicht genug! Auch nach dem Ende der Mission im werden die ATV-Technologien bei weiteren anderen -Abenteuern großen Nutzen beitragen."

Mit ATV-5 startet Europas letzter Raumtransporter zur Internationalen Raumstation. Die Technologie und das erworbene Wissen, das bei der Entwicklung von ATV gewonnen wurde, werden in neuen Raumfahrtprojekten zum Einsatz kommen. So entwickelt Defence and Space im Auftrag der Europäischen das Servicemodul für das bemannte amerikanische Raumschiff "Orion". Es basiert zum größten Teil auf der ATV-Technologie. Das Servicemodul wird "Orion" mit Antriebskraft, Energie sowie für die zukünftigen bemannten Missionen mit Sauerstoff, Stickstoff und Wasser versorgen.

Auch das Wissen, das bei der Entwicklung des autonomen Rendezvous und Dockings erworben wurde, könnte beispielsweise beim "Einfangen" von nicht steuerbaren Objekten wie Weltraumschrott oder Asteroiden eingesetzt werden. Diese Technologie ist auch beim selbständigen und sicheren Landen auf fremden Planeten einsetzbar.

Neues Manövrier-Verfahren im Test

Nach dem Absetzen in rund 260 Kilometern Höhe hat das ATV-5 seine vier Solargeneratoren mit einer Spannweite von 22,3 Metern sowie eine Antenne für die Kommunikation mit der ISS entfaltet. Voraussichtlich am 12. August wird ATV "Georges Lemaître" die Internationale Raumstation erreichen und von ESA- Alexander Gerst in Empfang genommen werden. Während des Andockmanövers an die Raumstation und auch während eines dedizierten Flugmanövers unter die ISS in den Tagen zuvor, wird ATV-5 den Demonstrator "LIRIS" (Laser InfraRed Imaging Sensor) aktivieren.

"LIRIS" wird Flugdaten generieren, die notwendig sind, um neue Rendezvous-Technologien weiterentwickeln zu können, insbesondere für nicht-kooperative Ziele wie Weltraumschrott. Dieses wird durch ein Set von optischen Sensoren ermöglicht, die von Sodern und Jena-Optronik im Rahmen des ATV-Programms von Airbus Defence and Space entwickelt wurden.

Wie bereits seine Vorgänger wird auch der unbemannte Versorgungstransporter ATV "Georges Lemaître" nach Freigabe durch das ATV-Kontrollzentrum mit den schrittweisen automatischen Annäherungs- und Andockmanövern an die Internationale Raumstation ISS beginnen. In einer Entfernung von etwa 40 Kilometern von der Station wird zunächst die relative GPS-Navigation von ATV-5 und ISS zur Steuerung genutzt, ab 250 Meter Entfernung werden die Videometer des ATV-5 aktiviert, die das ATV-Andocksystem in eine Linie mit dem russischen ISS-Modul bringen und anschließend die zentimetergenaue Lage- und Positionsausrichtung am ISS-Verbindungsknoten übernehmen.

Sobald der Kontakt mit der Station erfolgt ist, beginnt das ATV-5 automatisch mit den mechanischen und elektrischen Kopplungsmanövern, die den Raumtransporter mit der Station verbinden. Anschließend wird das ATV-5 als vollwertiges Modul der Raumstation genutzt. Nach seinem mehrmonatigem Einsatz als Frachter, Laborraum und Antriebsgerät wird das ATV-5 dann mit Müll beladen und in der Atmosphäre verglühen. Das Verglühen soll sogar mit einer speziell geschützten Kamera an Bord gefilmt werden.

Ariane 5 als zuverlässigste Trägerrakete der Welt

Airbus Defence and Space ist seit 2003 Hauptauftragnehmer der europäischen Trägerrakete Ariane 5, eines der größten und ehrgeizigsten Raumfahrtprogramme weltweit, und steht an der Spitze eines industriellen Netzes aus über 550 Unternehmen (davon mehr als 20 Prozent KMU – kleine und mittlere Unternehmen) in zwölf europäischen Ländern. In Übereinstimmung mit den Spezifikationen des Kunden koordiniert Space Systems darüber hinaus die gesamte Lieferkette von der Produktion der Ausrüstungskomponenten und Raketenstufen bis hin zur kompletten Integration des Trägersystems in Französisch-Guayana.

Mit der Erfahrungen und Investitionen, die das Unternehmen in nunmehr einer Dekade getätigt hat, ist die Ariane 5 heute die zuverlässigste kommerzielle Trägerrakete auf dem Weltmarkt und konnte ihre Nutzlastkapazität für den geostationären Orbit um knapp zwei Tonnen steigern. Als Paradebeispiel für die Kompetenzen Europas ist dieses Raketensystem eigens auf den schwerer Nutzlasten ausgelegt.