Pilotenmangel in Deutschland: ADAC nutzt US-Flugschule

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Die mit Sitz in München kooperiert ab sofort mit einer der größten US-amerikanischen Flugschulen, der Hillsboro Academy (HAA) in Portland/Oregon.

Ausbildung zum Rettungshubschrauberpiloten

Die geht aufgrund des sich in Deutschland abzeichnenden Fachkräftemangels im neue Wege bei der Rekrutierung von Rettungshubschrauberpiloten. Ziel des gemeinnützigen Unternehmens ist es, junge Menschen für die „Rettungsfliegerei“ zu begeistern und geeigneten Bewerbern nach einer fundierten Ausbildung in den USA einen Cockpitarbeitsplatz in Deutschland anzubieten. Einen entsprechenden Vertrag für die strategische Partnerschaft besiegeln Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, und Natalia Cimpean, Chief Operations Officer HAA, auf der Heli-Expo, der weltgrößten Helikoptermesse in Los Angeles.

Die HAA wurde 1980 gegründet und hat in den USA derzeit vier Standorte, davon drei im Bundesstaat Oregon im Nordwesten der USA: Hillsboro und Troutdale in Portland als Standorte für die Hubschrauberausbildung und Redmond sowie North Las Vegas, Nevada. Dort wurden bis heute mehr als 12.000 Piloten für Flugzeuge und Hubschrauber aus 75 Ländern ausgebildet. Pro Jahr bringt es die HAA auf mehr als 85.000 Flugstunden. Das Unternehmen, das den höchsten zertifizierten Safety Standard besitzt (IS-BAO) hat 330 Mitarbeiter, darunter 162 Fluglehrer und 40 zertifizierte Luftfahrtmechaniker.

Ausbildung samt erster Berufserfahrung als Pilot

Das eigens entwickelte neue ADAC Luftrettungs-Ausbildungsprogramm, zu dem es im März und April bereits erste Informationsveranstaltungen in München, Bonn und gibt, richtet sich in erster Linie an Bewerber aus dem deutschsprachigen Raum. Und zwar sowohl an Interessenten ohne Flugerfahrung als auch an Piloten, die sich bereits in der Ausbildung befinden oder sie schon abgeschlossen haben. Die Berufspilotenausbildung inklusive Fluglehrerlizenz für den Hubschrauber dauert an der HAA zwölf bis 15 Monate. Verbunden damit ist eine Visa-Erteilung, die den Piloten im Anschluss an ihre Ausbildung eine bis zu zweijährige Arbeitserlaubnis in den USA ermöglicht, um die für diesen Beruf so wichtige Flugerfahrung zu sammeln. Sie ist Voraussetzung, um später in Deutschland eine Anstellung als Pilot zu finden.

Während der insgesamt rund dreijährigen Ausbildungszeit werden die Flugschüler künftig eng von Mentoren der ADAC Luftrettung begleitet und auf die Arbeit als Rettungshubschrauberpilot vorbereitet. Zudem werden besonders auf den Luftrettungsdienst zugeschnittene Praxiselemente in die Ausbildung integriert. Im Durchschnitt kehren die Absolventen der HAA mit 1.000 bis 1.200 Flugstunden im Logbuch in ihre Heimat zurück – eine gute Basis für den Berufseinstieg. Wer für die ADAC Luftrettung fliegen möchte, muss nämlich 1.000 Flugstunden absolviert haben, mindestens 500 davon im oder einer vergleichbaren Tätigkeit.

Mangel an Lizenzen der Änderungen der

„Die Kooperation mit der HAA ist ein weiterer Baustein bei der Personalgewinnung, mit dem wir unsere Nachwuchsrekrutierung auf ein innovatives und zukunftsfähiges Fundament stellen. So können wir frühzeitig Engpässe bei der Besetzung von neuen oder freiwerdenden Stellen vermeiden und die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung aus der Luft auch in Zukunft garantieren“, sagt Frédéric Bruder. „Wir sind sicher, dass wir mit diesem Programm eine weitere deutsch-amerikanische Erfolgsgeschichte schreiben“, erklärt Natalia Cimpean.

Für die Betreiber von Luftrettungsstationen in Deutschland wird es immer schwieriger, geeignete und ausreichend qualifizierte Piloten für das eines Rettungshubschraubers zu gewinnen. Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels ist, dass die aufgrund von Umstrukturierungen deutlich weniger Helikopterpiloten ausbildet als früher – womit auch der Nachwuchs für fehlt. Dasselbe Problem gibt es übrigens für die Branche der Berufskraftfahrer, wo durch den Wegfall der Wehrpflicht ebenfalls Personal mit LKW-Führerschein massiv fehlen.

Für Hubschrauberpiloten rechnet die ADAC Luftrettung allein in den nächsten zehn Jahren rechnet mit 100 bis 200 zu besetzenden Stellen. Die Zahl ist so hoch, weil die europäische Luftfahrtaufsicht EASA die maximale Dienstzeit pro Tag weiter reduzieren möchte und Einsatzbeschränkungen für ältere Piloten drohen. Zudem nimmt die Zahl der Stationen mit erweiterten Einsatzzeiten bis in die Abend- und Nachtstunden zu. Auch weil die medizinische Versorgung im ländlichen Raum in vielen Regionen immer schwieriger wird.

Pilotenmangel in Deutschland: ADAC nutzt US-Flugschule
Rettungshubschrauberpiloten: Wer für die ADAC Luftrettung fliegen möchte, muss nämlich 1.000 Flugstunden absolviert haben, mindestens 500 davon im Rettungsdienst oder einer vergleichbaren Tätigkeit.

Hubschrauberpilot in den USA billiger

Eine zusätzliche Einstiegshürde in den Beruf sind neben den hohen europäischen Voraussetzungen für den Einsatz als Pilot in den HEMS (Helicopter Emergency Medical Services) die hohen Kosten der Ausbildung. In Deutschland liegt sie im sechsstelligen Bereich, in den USA durchschnittlich bei 83.000 US-Dollar. Daher muss laut ADAC Luftrettung auch über neue Möglichkeiten der Finanzierung, etwa in Form von Darlehen, nachgedacht werden.

Die ADAC Luftrettung, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiert, gehört mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 37 Stationen zu den größten Luftrettungsorganisationen Europas. Für die Organisation, die ein Tochterunternehmen der gemeinnützigen ADAC Stiftung ist, arbeiten mehr als 1000 Menschen, darunter rund 160 Piloten, etwa 260 Notfallsanitäter (TC HEMS) und circa 580 Notärzte. Pro Jahr starten die Crews zu mehr als 50.000 Einsätzen.