Eine dicke Eiskruste und darunter ein Ozean – das könnte die Planetenforscher des Deutschen Zentrums für Luft– und Raumfahrt erwarten, wenn die amerikanische Dawn-Sonde im März 2015 am Zwergplaneten Ceres ankommt.
Bereits jetzt – aus 383.000 Kilometer Entfernung – sind erste Strukturen der Oberfläche zu erkennen: Auf der Aufnahme der deutschen Kamera an Bord vom 13. Januar 2015 sind deutlich hellere und dunklere Bereiche auf dem fast kugelförmigen Zwergplaneten zu erkennen.
"Ceres ist immer noch ein unbekannter Himmelskörper, aber diese ersten Bilder lassen erahnen, dass die Oberfläche Strukturen wie Einschlagskrater und Brüche aufweist", sagt Prof. Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft– und Raumfahrt (DLR), Planetenforscher und Wissenschaftler im Team der Dawn-Mission. Bereits Ende Januar werden die Bilder der Kamera eine Auflösung erreichen, die besser als alle bisher mit dem Weltraumteleskop Hubble angefertigten Aufnahmen ist.
Zwergplanet aus der Nähe betrachten
Weit hinter der Frostgrenze im Asteroidengürtel, dort, wo die Sonne kaum noch Wirkung zeigt und das Wasser zu Eis wird, liegt das Ziel der Sonde Dawn, das sie im März 2015 erreichen wird. Während sie 2011 mit dem Asteroiden Vesta einen "trockenen", felsigen Asteroiden untersuchte, steht nun das komplette Gegenteil als Untersuchungsobjekt an: Ceres ist ein "nasser" Asteroid, hat vermutlich einen Wasseranteil von 15 bis 25 Prozent und wurde 2006 von der Internationalen Astronomnischen Vereinigung zum Zwergplaneten hochgestuft.
Der Durchmesser von Ceres von fast 1.000 Kilometern, und seine runde Form lassen vermuten, dass er es bei der Entstehung unserer Sonnensystems wohl nur knapp nicht zum regulären Planeten geschafft hat – und so bildet er ein Zwischenstadium ab, das für die Planetenforscher beim Blick in die Vergangenheit besonders interessant ist. "Wir untersuchen mit Dawn zum ersten Mal einen Zwergplaneten", betont DLR-Wissenschaftler Prof. Ralf Jaumann.
16 Monate wird Dawn aus unterschiedlichen Höhen auf die Oberfläche der eisigen Ceres blicken und mit der Kamera an Bord Aufnahmen erstellen. Aus diesen Daten wird am DLR-Institut für Planetenforschung dann ein dreidimensionales Höhenmodell berechnet, Ceres kartiert und die Topographie des Himmelskörpers untersucht. Mit der dreidimensionalen Vermessung können beispielsweise bei Kratern Rückschlüsse auf die Wucht des Einschlags gezogen werden. Unter der Eiskruste von Ceres vermuten die Wissenschaftler zudem eine hundert Meter dicke Schicht aus Wasser, in der es sogar Spuren einfachen Lebens geben könnte. "Die Dawn-Sonde wird in den nächsten Monaten diesen Eiskörper genauer untersuchen und wir werden die eine oder andere wissenschaftliche Überraschung erleben", ist sich Planetenforscher Prof. Ralf Jaumann sicher.
DAWN-Mission der NASA mit Kamera aus Göttingen
Die Mission DAWN wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. JPL ist eine Abteilung des California Institute of Technology in Pasadena. Die University of California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut. Das Kamera-Projekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und NASA/JPL unterstützt.