Die Passagierzahlen am EuroAirport erreichten im Vorjahr mit 9.090.312 Reisenden ein neues Hoch. In den letzten vier Monaten schwächte sich das Wachstum am Flughafen Basel-Mulhouse im Vergleich zur Vorjahresperiode ab. Speziell die Expressfracht als wichtiges Dienstleistungsfeld für die Regionalwirtschaft wuchs im abgeschlossenen Jahr ebenfalls.
Frachtverkehr rückläufig
Der Frachtverkehr entwickelte sich dagegen im Vergleich zum Vorjahr insgesamt rückläufig. 2019 entwickelt sich das Frachtgeschäft mit insgesamt 106.075 Tonnen rückläufig (-3,7 Prozent). Das Vollfrachtgeschäft ging um 14 Prozent auf 13.518 Tonnen zurück. Beim Luftfrachtersatzverkehr wurde 44.530 Tonnen (-5,9 Prozent) verzeichnet. Die Expressfracht stieg um zwei Prozent auf 48.027 Tonnen an.
Die Anzahl Flugbewegungen (Starts und Landungen) am Flughafen Basel-Mulhouse beim gewerblichen Passagier- und Frachtverkehr (Linien- und Charterflüge) stieg um 3,4 Prozent und entsprach mit 81.533 Bewegungen gut 82 Prozent der gesamten Flugbewegungen von total 99.313 (+2,1 Prozent).
Luftfahrt in Klimadiskussion
Die Diskussionen zur Verringerung der Klimaauswirkung des Luftverkehrs haben 2019 europaweit und auch für den EuroAirport an Bedeutung gewonnen. Das Thema wurde insbesondere in der im Juni 2019 vom Verwaltungsrat verabschiedeten Strategie 2030 des EuroAirport aufgenommen. Der Flughafen Basel-Mulhouse hat den strategischen Auftrag, die Luftverkehrs-Anbindung der trinationalen Region an die wichtigen europäischen Zentren – unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsgrundsätze – sicherzustellen. Die Nachfrage nach effizienten Flugverbindungen ist in der trinationalen Region nach wie vor hoch.
Die Herausforderung lautet: Die Balance finden zwischen dem wirtschaftlichen Anspruch der Region, den Schutzbedürfnissen der Flughafen-Anrainer und einer umweltbewussten Bevölkerung sowie der sozialen Verantwortung als einer der grössten Arbeitgeber in der trinationalen Region gerecht zu werden. Das Austarieren der ökonomischen, der sozialen und der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit bildet die Handlungsmaxime für alle Aktivitäten am EuroAirport. Als strategische Handlungsfelder definierte der Flughafen die Bereiche Kundenorientierung, Nachhaltigkeit und Umwelt, „Safety und Security“ sowie die französisch-schweizerische Zusammenarbeit.
„Top Efficiency Excellence Award“
Im Juli 2019 wurde der EuroAirport von unabhängigen Experten der Air Transport Research Society (ATRS) als effizientester europäischer Flughafen bis 15 Millionen. Passagiere im 2019 ausgezeichnet. Der Award zeigt, dass der Flughafen sich in einem internationalen Wettbewerbsumfeld behaupten kann. Schwergewichtig erfolgten 2019 Kapazitätsanpassungen und Modernisierungen im Ankunftsbereich, die Erhöhung der Anzahl der Passkontrollstellen beim Abflug und bei der Ankunft sowie die Verbesserung der Parkplatzsituation.
Mit erstmals 9,1 Millionen Reisenden verzeichnete der Flughafen rund sechs Prozent mehr Passagiere (2018: 8,6 Millionen). Die Zunahme liegt auf dem Niveau der Wachstumszahlen von europäischen Flughäfen vergleichbarer Größe. Die Zahl der kommerziellen Flugbewegungen (Starts und Landungen von Passagier- und Frachtflügen inkl. Charter) stieg um 3,4 Prozent auf 81.533.
Expressfracht – Standbein des EuroAirport
Die Expressfracht, ein wichtiges Standbein des EuroAirport, wuchs 2019 erneut, zwei Prozent mehr Express-Güter aus der Region und für die Region wurden in Basel-Mulhouse abgefertigt. Mit minus 14 Prozent zeigte sich dagegen das Vollfrachtgeschäft rückläufig. Der Anteil des Luftfracht-Ersatzverkehrs per Lastwagen sank ebenfalls (minus 5,9 Prozent). Insgesamt reduzierte sich das Frachtgeschäft um minus 3,7 Prozent auf 106.075 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt der EuroAirport im Trend, der Rückgang des Frachtverkehrs kann europaweit beobachtet werden.
Im dritten strategischen Geschäftsbereich, der Industrie, erfolgte 2019 der Baubeginn des fünften Hangars der AMAC Aerospace. Dieser wird voraussichtlich 2020 fertiggestellt. Die Industrie trägt mit über 2.000 Mitarbeitenden massgeblich zur regionalen Wertschöpfung des Flughafenstandorts bei. Für 2020 rechnet der EuroAirport mit einer Stabilisierung der Passagier- und Frachtzahlen auf dem Niveau von 2019.
Herausforderung Lärmschutz
Mit Blick auf den Fluglärm zwischen 23:00 und 24:00 Uhr, in welcher der Luftverkehr die Lebensqualität der Anwohner am stärksten stört, konnten die im Frühjahr 2018 gesetzten Ziele mit Maßnahmen in eigener Kompetenz bisher nicht erreicht werden. Die Flughafenleitung hat deshalb entschieden, zusammen mit den Behörden weitergehende Schritte einzuleiten, um den Lärm in der zweiten Nachtstunde deutlich zu reduzieren. Dies erfolgt im Rahmen des gesetzlich vorgegebenen Verfahrens des ausgewogenen Ansatzes (sog. „approche équilibrée“) gemäß der EU-Verordnung 598/2014.
Im September 2019 begannen im Auftrag der Luftfahrtbehörden zwei unabhängige Beratungsfirmen mit den Vorarbeiten. Dabei werden mehr als 90 Flughafenpartner angehört, darunter Vertreter von Gemeinden, Kantonen, Fluggesellschaften und Anwohnerverbänden. Die letzten Interviews werden bis Ende Januar 2020 abgeschlossen sein. Der Verwaltungsrat des EuroAirport wird gestützt darauf den französischen Luftfahrtbehörden im Frühling 2020 verstärkte Lärmschutzmaßnahmen beantragen.
Begrenzende Lärmkurve geplant
Langfristig soll als Voraussetzung für die weitere Entwicklung des EuroAirport eine sogenannte begrenzende Lärmkurve definiert werden. Sie sieht eine Begrenzung des maximal zulässigen Lärms vor, der auch bei Ausbau- und Optimierungsmaßnahmen nicht überschritten werden darf. Auf Anstoß des Flughafens wird die im französischen Lärmvorsorgeplan PPBE ursprünglich für 2022 vorgesehene Maßnahme vorgezogen. Die entsprechenden Arbeiten haben bereits begonnen, so dass bald möglichst Planungssicherheit bezüglich der zukünftigen Lärmentwicklung besteht.
In Bezug auf den eigenen CO2-Fussabdruck verfolgt der EuroAirport einen Aktionsplan mit dem Ziel, die eigenen CO2-Emissionen pro Verkehrseinheit (ein Passagier bzw. 100 kg Fracht) bis 2022 um 20 Prozent gegenüber 2015 zu senken. Im Rahmen des Airport Carbon Accreditation-Zertifizierungssystems analysiert der EuroAirport kontinuierlich seine Möglichkeiten zur weiteren CO2-Reduktion und optimiert die eigenen Betriebsabläufe.
„Safety & Security“: Laufende Weiterentwicklung
Zu den strategischen Handlungsfeldern des EuroAirport gehört auch die stetige Verbesserung der Sicherheitsabläufe. Um die Wartezeiten für Passagiere bei der Passkontrolle sowohl beim Abflug als auch bei der Ankunft zu verringern, hat der Flughafen 2019 zusätzliche Kontrollstellen für die Polizei und das Grenzwachtkorps erstellt. In der Halle 1 auf der französischen Seite wurden zudem die Kapazitäten bei der Sicherheitskontrolle erweitert. Ende Jahr wurden die ersten Anlagen zur automatischen Passkontrolle installiert.
Französisch-schweizerischer Airport
2019 haben Vertreter Frankreichs und der Schweiz gemeinsam das 70-jährige Jubiläum des Staatsvertrags gefeiert, welcher bis heute die Grundlage des ersten und einzigen binationalen Flughafens der Welt bildet. Unerlässlich für diese Erfolgsgeschichte ist auch die enge Einbindung der deutschen Partner. Mehrere zentrale Zukunftsprojekte verkörpern diesen grenzüberschreitenden Charakter des EuroAirport als Tor zur gesamten trinationalen Region.
So verbindet zum Beispiel der geplante Bahnanschluss des EuroAirport die grenzüberschreitenden französischen TER- und schweizerischen S-Bahnnetze. Nach der Inbetriebnahme wird die neue Direktverbindung zwischen Frankreich und der Schweiz den täglichen Verkehr substanziell erleichtern und insbesondere zu einer markanten Verlagerung des Straßenverkehrs auf die Schiene führen. In einem zweiten Schritt, nach der Inbetriebnahme des sogenannten „Herzstücks“ in Basel, wird der Flughafen auch von Deutschland her direkt angebunden sein.
Anteil des Öffentlichen Verkehrs
Die Bahnanbindung des Flughafens Basel-Mulhouse wird somit die Qualität der Erreichbarkeit deutlich verbessern und den Anteil des Öffentlichen Verkehrs steigern. Die Planungsarbeiten werden 2020 fortgesetzt. Nach den erforderlichen Anhörungen sowie der behördlichen Genehmigung des Projektes sind die Bauarbeiten für den Zeitraum zwischen 2024 und 2028 geplant.