Die International Air Transport Association (IATA) hat bei ihrem Treffen in Doha die Regierungen aller Länder aufgefordert, die richtigen Lektionen aus der Pandemie zu ziehen. Gerade in Bezug auf künftige Maßnahmen zur Gesundheitsfürsorge müsse die Öffentlichkeit wieder Vertrauen gewinnen. Mit Berufung auf die Weltgesundheitsorganisation WHO wird dabei auch die Schließung der Grenzen kritisiert. Drei Ratschläge erteilt der Luftfahrtverband.
Nicht nur hätten sich die Grenzschließungen als unwirksam erwiesen um die Pandemie einzudämmen. Lokale Strategien hätten zudem das Wiederhochfahren der Luftfahrt erschwert. Beides hatte jedoch massive Auswirkungen auf die Wirtschaft und auf die Menschen. Häufiges Hin und Her, dazu unterschiedliche Maßnahmen auf ein und dasselbe Problem machten es der Luftfahrt zusätzlich schwer, wieder den Betrieb aufzunehmen.
Nach zwei Jahren der Krise schließt der Verband IATA auf seiner Jahresversammlung in Doha drei konkrete Lektionen, an denen Regierungen sich orientieren sollten, um eine weitere Pandemie ohne Schließung der Grenzen wirksam einzudämmen.
- Es hat sich gezeigt, das Grenzmaßnahmen zur weltweiten Pandemiebekämpfung ihre Wirkung verfehlten. Einer Studie zufolge betrüge selbst mit einer sofortigen Grenzschließung bei einer neuen Covidvariante der Zeitvorteil lediglich einen Tag, maximal vier Tage. Gemäß WHO sollten die Maßnahmen sich auf erwiesene Wirksamkeit stützen und daher das Reisen nicht unnötig einschränken.
- Regierungen sollten die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz gegen die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen abwägen. Während ein Erfolg durch Einschränkungen für die Menschen ausblieb, wurden die Folgen der eingeschränkten Luftfahrt schnell klar. 2019 lag die Zahl der Beschäftigten, die vom Luftfahrtsektor und angehängten Bereichen profitierten, bei 40.000.000 weltweit. Der Umsatz des globalen GDP betrug 3,5 Bio. US-Dollar. 92 Prozent einer Passagierbefragung gaben an, Luftverbindungen seien entscheidend für ihr Business. Regierungen sollten daher dringend unabhängige Forschung zu sinnvollen Maßnahmen fördern und Ökonomie sowie Menschlichkeit bei ihren Entscheidungen mitabwägen. Die Grenzen sollten, wie von der WHO gefordert, offen bleiben.
- Das Vertrauen der Reisenden braucht sinnvolle Regeln und klare Kommunikation. Das Öffentliche Vertrauen nimmt an willkürlichen Regeln, schwacher oder gar widersprüchlicher Kommunikation Schaden. Genau das traf aber für die Grenzmaßnahmen während der Pandemie zu. So seien Anfang 2022 noch etwa hunderttausend Regeln weltweit fürs internationale Reisen in Kraft, die den Betrieb für die Gesellschaften komplizierten. Aber auch für die Passagiere sei es ein Problem. Etwa 59 Prozent hätten bei einer Befragung angegeben, dass allein schon das Verstehen der Regularien zum Reisen immer noch eine Herausforderung sei. Ähnlich ist es beim Papierkram, der zu erledigen ist. Darunter leidet auch das Reisegefühl.
Die Sinnhaftigkeit der Maskenpflicht in der Flugzeugkabine wird mittlerweile auch mehrheitlich hinterfragt. Es sei nicht mehr konform mit anderen Regelungen, etwa in Gemeinschaftsbüros. Regierungen sollten daher Leitfäden erstellen, wie Maßnahmen, die einmal eingeführt wurden, auch wieder abgeschafft werden. Zudem müsse die Bürokratie fürs Reisen vereinfacht und digitalisiert werden. Diese müsse auf gleichen Standards basieren und gegenseitig anerkennungsfähig sein.