Das System der Flugplanung ist komplex und international. Der Vorschlag, dass künftig die EU-Mitgliedstaaten individuell festlegen sollen, wie sie Sommer- und Winterzeit regeln wollen, würde Flugpläne durcheinanderwirbeln, warnt Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).
Erhebliche operative Schwierigkeiten der Organisation des Flugbetriebs in Europa könnten die Folge sein. „Als Unternehmen der Luftverkehrswirtschaft haben wir große Sorge vor überhasteten Plänen zur Neuregelung der Zeitumstellung in Europa“, so Randow. Stattdessen brauche es europaweit einheitliche Regelungen und Planungssicherheit.
Zeitumstellung für Luftverkehr aufwändig
Für die Durchführung eines Fluges braucht jede Fluggesellschaft einen Slot (ein Zeitfenster) am Startflughafen und einen Slot am Zielflughafen. Diese beiden Slots müssen entsprechend der Flugdauer zeitlich aufeinander abgestimmt sein, d.h. wenn sich ein Zeitfenster am Startflughafen um eine Stunde verschiebt, braucht die Fluggesellschaft auch am Zielflughafen ein neues Zeitfenster für den Flug. Das bisherige System der Zeitumstellung, bei dem zweimal im Jahr in Europa die Uhren umgestellt werden, gilt einheitlich im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum. Die Flugpläne sind weltweit auf dieses System eingestellt ebenso wie die Crew- und die Flottenplanung.
Eine Neuregelung der Zeitumstellung ist in jedem Fall eine Herausforderung für die Flugplanung, denn es müssen Slots an allen Flughäfen auf der Welt angepasst werden, die Flugverbindungen in den Europäischen Wirtschaftsraum anbieten. An vielen Flughäfen, die am Rande ihrer Kapazität operieren, stehen Slots aber nicht zu allen Tageszeiten unbegrenzt zur Verfügung.
Flickenteppich bedroht synchronisiertes System
Doch die Idee der Europäischen Kommission, die einzelnen Mitgliedstaaten frei entscheiden zu lassen, ob sie eine dauerhafte Sommerzeit, eine dauerhafte Winterzeit oder die bisherige Zeitumstellung beibehalten möchten, würde eine verlässliche Flugplanung massiv erschweren. Ein Flickenteppich einzelner nationalstaatlicher Regelungen statt einer europaweit einheitlichen Regelung hätte zur Folge, dass die Flugplanung mit sehr unterschiedlichen Einzelregelungen konfrontiert ist und ein synchronisiertes System einer verlässlichen Flugplanung zerstört wird.
Vor diesem Hintergrund warnt die Branche davor, nun eine überhastete Entscheidung zur Abschaffung der europaweit einheitlichen Zeitumstellung zu treffen. „Wie appellieren an die EU und die Mitgliedstaaten: Machen Sie keinen Schnellschuss! Unsere Unternehmen arbeiten heute schon an den Flugplänen für die Wintersaison 2019/2020. Dafür brauchen wir Planungssicherheit. Eine Neuregelung, die in kürzester Zeit entschieden und umgesetzt werden soll, würde unsere Planung obsolet machen und viele Flüge in Frage stellen“, so von Randow.