MTU Aero Engines hat ihre vorläufigen Geschäftszahlen 2020 vorgelegt: Der Umsatz erreichte 3.977 Mio. Euro nach 4.628 Mio. Euro im Jahr 2019. Die AG hat damit ein operatives Ergebnis1 in Höhe von 416 Mio. Euro erzielt (2019: 757 Mio. Euro). Die Ergebnismarge betrug 10,5 Prozent (2019: 16,4 Prozent). Der Gewinn nach Steuern2 lag 2020 bei 294 Mio. Euro; 2019 waren es 538 Mio. Euro.
Agiles Handeln in der Pandemie-Krise
„Unser rasches und entschlossenes Handeln angesichts der Corona-Krise hat sich ausgezahlt. Wir haben die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gut gemeistert und auch im Krisenjahr 2020 respektable Ergebnisse erzielt“, resümierte Reiner Winkler, Vorstandsvorsitzender der MTU Aero Engines AG. „Während unser Umsatz 2020 aufgrund geringerer Instandhaltungs-Volumina und der ungünstigen Dollarkursentwicklung am unteren Ende unserer Zielspanne lag, konnten wir unsere Ergebnisprognose sogar leicht übertreffen.“
Die MTU hatte ihren Ausblick vor dem Hintergrund der Corona-Krise Ende Juli angepasst und nach neun Monaten präzisiert. Das Unternehmen hatte eine bereinigte EBIT-Marge von etwa zehn Prozent prognostiziert und hatte erwartet, dass sich operatives Ergebnis und bereinigter Gewinn nach Steuern gleichermaßen entwickeln. Für den Umsatz hatte die MTU einen Zielkorridor zwischen vier und 4,2 Mrd. Euro ausgegeben. Winkler weiter: „Für 2021 erwarten Experten eine beginnende Erholung unserer Branche. Das dürfte sich mit einer leichten Aufwärtsbewegung in unseren Geschäftszahlen niederschlagen.“
MTU Aero Engines 2021
2021 dürfte sich die zivile Instandhaltung mit einem Umsatzplus von etwa 15 bis 25 Prozent am deutlichsten von den Auswirkungen der Corona-Krise erholen. Der Umsatzbeitrag des Getriebefans dürfte dabei stark zunehmen. Auf ihrem Kapitalmarkttag im November 2020 hatte die MTU für die zivile MRO zunächst ein Plus im Zwanziger-Prozentbereich angenommen. Ein Umsatzzuwachs im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich wird im zivilen Ersatzteilgeschäft erwartet. Auf dem Kapitalmarkttag war eine leichte Zunahme für das zivile Ersatzteilgeschäft in Aussicht gestellt worden. Im zivilen Seriengeschäft rechnet die MTU mit einem leichten Umsatzzuwachs. Hier hatte sie bisher einen stabilen Umsatzbeitrag erwartet.
Das Militärgeschäft ist von der Corona-Krise nicht betroffen und dürfte 2021 erneut leicht wachsen. Insgesamt geht die MTU von einem Umsatz zwischen 4,2 und 4,6 Mrd. Euro aus. Die bereinigte EBIT-Marge dürfte zwischen 9,5 und 10,5 Prozent liegen. Gewinn nach Steuern und bereinigtes Ergebnis dürften sich gleichermaßen entwickeln. Die Cash Conversion Rate, die das Verhältnis von Free Cashflow zu bereinigtem Gewinn nach Steuern ausdrückt, dürfte sich 2021 im mittleren zweistelligen Prozentbereich bewegen (2020: 36 Prozent). Finanzvorstand Peter Kameritsch ergänzte: „Wir werden die Marktsituation weiter genau beobachten und unser stringentes Liquiditätsmanagement fortführen. Zusätzliche Sicherheit gibt uns der Liquiditätsspielraum, den wir uns im letzten Jahr erarbeitet haben.“ Die MTU hat ihre Liquiditätsreserven im Jahr 2020 deutlich aufgestockt, indem sie eine bestehende Kreditlinie um 100 Millionen Euro auf 700 Millionen Euro erweitert, ein Schuldscheindarlehen über 100 Millionen Euro aufgenommen sowie eine Unternehmensanleihe im Gesamtwert von nominal 500 Millionen Euro erfolgreich platziert hat.
Umsatzplus im militärischen Triebwerksgeschäft
Das Militärgeschäft ist von der Corona-Krise nicht betroffen. Hier erzielte die MTU 2020 ein Umsatzplus von fünf Prozent auf 483 Mio. Euro (2019: 459 Mio. Euro). Hauptumsatzträger war der Eurofighter-Antrieb EJ200. „2020 ist die Entscheidung über den Ersatz der ersten Eurofighter-Tranche gefallen. Das trägt zur Absicherung unseres Umsatzes im Militärgeschäft bei“, ergänzte Winkler. „Der Fokus für die Zukunft im militärischen Segment liegt auf der nächsten europäischen Kampfflugzeug-Generation, die wir mit der Next European Fighter Engine unterstützen.“
Umsatzrückgang im zivilen Triebwerksgeschäft
Das zivile Triebwerksgeschäft verzeichnete 2020 den deutlichsten Umsatzrückgang: Hier ist der Umsatz um 32 Prozent von 1.537 Mio. Euro auf 1.052 Mio. Euro gesunken. „In den Umsatzzahlen spiegeln sich die Produktionskürzungen bei Airbus und Boeing sowie rückläufige Flugzeug-Auslieferungen wider“, so Winkler. Die wichtigsten Umsatzträger im zivilen OEM-Geschäft waren das PW1100G-JM für die A320neo und das V2500 für die klassische A320-Familie. „In unserem Abschluss 2020 haben wir berücksichtigt, dass Boeing den Markteintritt der Boeing 777X verschoben und die Produktionsvolumina reduziert hat. Das hat zu einer Wertberichtigung unserer Investitionen in den 777X-Antrieb GE9X geführt, die im Ergebnis als Sondereinfluss bereinigt ist“, so Winkler weiter.
Umsatzrückgang der zivilen Instandhaltung
Der Umsatz der zivilen Instandhaltung ist um 7 Prozent auf 2.522 Mio. Euro zurückgegangen (2019: 2.711 Mio. Euro). „Mit dem Retrofit-Programm für den Getriebefan konnten wir den Umsatzrückgang im Kerngeschäft weitgehend kompensieren und den Umsatzverlust wie prognostiziert auf einen mittleren einstelligen Prozentsatz begrenzen“, sagte Winkler. Im Rahmen des GTF-Retrofit-Programms führt die MTU Garantie-Arbeiten für das PW1100G-JM durch. Hauptumsatzträger in der zivilen MRO waren das V2500 und das PW1100G-JM. „2020 haben wir neue MRO-Aufträge im Wert von über 5 Mrd. $ gewonnen. Dass wir auch in Krisenzeiten solche Erfolge erzielen konnten, ist ein Beleg für unser attraktives Service-Angebot und für unseren guten Ruf in der Branche“, ergänzte Winkler.
Auftragsbestand bei 18,6 Mrd. Euro
Der Auftragsbestand der MTU lag Ende des Jahres bei 18,6 Mrd. Euro nach 19,8 Mrd.Euro im Vorjahr. „Da wir lediglich Verschiebungen, aber kaum Stornierungen verzeichnet haben, ist das ein noch immer hohes Niveau, das unsere Auslastung rein rechnerisch für mehr als 4 Jahre absichert“, sagte Winkler. Die meisten Aufträge entfallen auf das V2500 und die Getriebefan-Triebwerke der PW1000G-Familie, insbesondere das PW1100G-JM.
Das Ergebnis ist im Geschäftsjahr 2020 sowohl im OEM-Geschäft als auch in der zivilen Instandhaltung zurückgegangen. Im OEM-Geschäft erzielte die MTU 2020 ein operatives Ergebnis in Höhe von 280 Mio. Euro nach 496 Mio. Euro im Jahr 2019. Winkler: „Hier schlägt sich ergebnismindernd nieder, dass der Umsatz sowohl im zivilen Seriengeschäft als auch im Ersatzteilgeschäft organisch im Zwanziger-Prozentbereich abgenommen hat.“ Die EBIT-Marge im OEM-Geschäft erreichte 18,2 Prozent (2019: 24,8 Prozent).
Das Ergebnis der zivilen Instandhaltung lag 2020 bei 136 Mio. Euro (2019: 261 Mio. Euro), die Marge bei 5,4 Prozent (2019: 9,6 Prozent). „In der zivilen Instandhaltung hatte vor allem der hohe Getriebefan-Arbeitsanteil negative Auswirkungen auf die Marge“, so Winkler.
Dividende: Vorschlag am 09. März
„Bei unseren Aktionärinnen und Aktionären möchten wir uns für ihr Vertrauen und ihre Treue in Krisenzeiten bedanken und für das Geschäftsjahr 2020 wieder eine Dividende ausschütten“, sagte Kameritsch. „In der bilanzfeststellenden Sitzung am 09. März schlagen wir dem Aufsichtsrat daher vor, der Hauptversammlung eine Dividende von 1,25 Euro zur Abstimmung vorzulegen.“ Für 2019 war vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie lediglich die gesetzliche Mindestdividende in Höhe von 0,04 Euro je Aktie zur Ausschüttung gekommen.
Forschung und Entwicklung
2020 sind 186 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung geflossen (2019: 214 Mio. Euro). „Mit unserer F&E-Tätigkeit bereiten wir die Zukunft der Luftfahrt vor“, betonte Winkler. „Unser langfristiger Fokus liegt auf emissionsfreiem Fliegen und hier vor allem den Themenbereichen Wasserstoff und fliegende Brennstoffzelle.“ Neben diesen F&E-Arbeiten und Technologiestudien für zukünftige Antriebsgenerationen hat sich die MTU im Schwerpunkt mit den Getriebefan-Programmen und ihrer Weiterentwicklung sowie dem GE9X für die Boeing 777X beschäftigt.
Free Cashflow bei 105 Mio. Euro
Die MTU erreichte 2020 einen Free Cashflow in Höhe von 105 Mio. Euro nach 358 Mio. Euro im Jahr 2019. „Damit haben wir unser Ziel, das Jahr 2020 mit einem deutlich positiven Free Cashflow abzuschließen, voll erreicht“, so Kameritsch.
Die Netto-Auszahlungen in Sachanlagen sind 2020 von 299 Mio. Euro auf 179 Mio. Euro zurückgegangen. „Angesichts der Corona-Krise haben wir Ausgaben nach Möglichkeit zurückgestellt, ohne dabei jedoch die Zukunftsfähigkeit der MTU zu gefährden. Automatisierung und Digitalisierung sind zentrale Themen, in die wir investieren, um unsere Technologie- und Kostenführerschaft weiter auszubauen“, erläuterte Winkler.
Zahl der Mitarbeiter
Am 31. Dezember 2020 hatte die MTU 10.313 Mitarbeiter (31.12.2019: 10.660 Mitarbeiter). „Im Rückgang zeigen sich unsere Maßnahmen zur Anpassung der Personalkapazitäten“, ergänzte Winkler. Bis Ende 2021 soll die Kapazitätsanpassung vollständig erfolgt sein. In ihrem Rahmen reduziert die MTU ihre Personalkapazitäten um zehn bis 15 Prozent und hat 2020 entsprechende Restrukturierungsrückstellungen gebildet, was im Ergebnis als Sondereinfluss bereinigt wird. Die MTU Aero Engines AG will ihren Geschäftsbericht am 09. März 2021 veröffentlichen. Die hiesigen Angaben sind vorläufige Zahlen – vorbehaltlich Zustimmung des Aufsichtsrats.