Die MTU Aero Engines AG hat ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2022 um 27 % auf 5,3 Mrd. € gesteigert (2021: 4,2 Mrd. €). Das operative Ergebnis legte um 40 % von 468 Mio. € auf 655 Mio. € zu. Die bereinigte Ergebnismarge stieg von 11,2 % im Jahr 2021 auf 12,3 % im Jahr 2022. Der Gewinn nach Steuern entwickelte sich analog zum operativen Ergebnis und nahm 2022 um 39 % auf 476 Mio. € zu (2021: 342 Mio. €).
„Diese Zahlen unterstreichen den profitablen Wachstumskurs der MTU Aero Engines AG im Geschäftsjahr 2022. Nach neun Monaten konnten wir unseren Ausblick erhöhen und haben am Jahresende unsere Ergebnisprognose deutlich übertroffen, die Cashflow-Prognose voll erreicht“,  fasste Lars Wagner, Vorstandsvorsitzender der MTU Aero Engines AG, bei der Vorlage der vorläufigen Geschäftszahlen am Dienstag, 14. Februar 2023, zusammen. Die MTU hatte Ende Oktober einen Umsatz zwischen 5,4 Mrd. € und 5,5 Mrd. € in Aussicht gestellt.
Wagner: „Unser Jahresumsatz von 5,3 Mrd. € liegt leicht unter dem Zielwert, da die Umsätze 2022 sowohl im OEM- als auch im MRO-Geschäft aufgrund von Volatilitäten in der Lieferkette etwas unter unseren Erwartungen geblieben sind.“ Für das bereinigte EBIT war ein Anstieg im niedrigen Dreißiger-Prozentbereich in Aussicht gestellt worden. Die MTU hatte prognostiziert, dass sich der bereinigte Gewinn nach Steuern analog zum operativen Ergebnis entwickelt. „Vor dem Hintergrund der derzeitigen Marktaussichten, der Situation auf der Zulieferseite und der Wechselkursentwicklung passen wir die Umsatz- und Ergebnisziele für 2023, die wir auf unserem Kapitalmarkttag im November ausgegeben haben, heute an“, so Wagner weiter.
Ausblick 2023
2023 erwartet die MTU 6,1 Mrd. € bis 6,3 Mrd. € Umsatz. Im November 2022 war sie von 6,4 Mrd. € bis 6,6 Mrd. € Umsatz ausgegangen. „Die Anpassung beruht im Wesentlichen auf einer angepassten US-Dollar-Wechselkursannahme“, erläuterte Wagner. Die Prognose der MTU basiert jetzt auf einem Dollarkurs von 1,10 US-$ / € statt wie bisher 1,05 US-$ / €. Der Umsatz des zivilen Seriengeschäfts dürfte 2023 mit einem organischen Umsatzplus von etwa 30 % am stärksten wachsen. Im Ersatzteilgeschäft dürfte der organische Umsatz 2023 im hohen Zehner- bis niedrigen Zwanziger-Prozentbereich zunehmen. Der Umsatz der zivilen Instandhaltung dürfte organisch im hohen Zehner-Prozentbereich steigen. Alle drei Annahmen sind unverändert. Im Militärgeschäft dürften Aufholeffekte und der Beginn der Arbeiten an der Next European Fighter Engine für mehr Umsatz sorgen als bisher angenommen:
Die MTU rechnet mit einem Umsatzzuwachs von rund 10 %. Bisher war sie von einem Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich ausgegangen. Vor dem Hintergrund dieser Annahmen hat die MTU ihre EBIT-Prognose präzisiert und erwartet im Geschäftsjahr 2023 jetzt eine stabile bereinigte EBIT-Marge. Bisher hatte sie einen Anstieg des bereinigten EBIT im niedrigen Zwanziger-Prozentbereich als Zielgröße ausgegeben. „Unseren Wachstumskurs wollen wir auch über das Jahr 2023 hinaus fortsetzen. Dabei lautet unsere Zielformel 8 – 1 – 25, sprich: 8 Mrd. € Umsatz und 1 Mrd. € Ergebnis im Jahr 2025“, ergänzte Wagner den mittelfristigen Ausblick der MTU.
Umsatzplus in OEM- und MRO-Geschäft
Die MTU erwirtschaftete 2022 sowohl im OEM- als auch im MRO-Geschäft ein Umsatzplus.
Den höchsten Umsatzzuwachs erreichte die MTU mit 32 % auf 3,6 Mrd. € in der zivilen Instandhaltung (2021: 2,7 Mrd. €). Der Umsatzmix setzte sich aus rund 70 % Arbeiten im MRO-Kerngeschäft der MTU und etwa 30 % Instandhaltungstätigkeiten am Getriebefan zusammen. „Auf Dollar-Basis ist der MRO-Umsatz um 17 % gestiegen und damit etwas weniger stark als erwartet. Das lag insbesondere an längeren Durchlaufzeiten in der zivilen Instandhaltung“, erläuterte Finanzvorstand Peter Kameritsch. Die MTU hatte in der zivilen Instandhaltung mit einem organischen Umsatzplus von etwa 20 % gerechnet. Hauptumsatzträger in der zivilen MRO waren der A320neo-Antrieb PW1100G-JM und das V2500, das in der klassischen A320 zum Einsatz kommt.
Im OEM-Geschäft stieg der Umsatz um 18 % auf 1,8 Mrd. € (2021: 1,5 Mrd. €).
Der Umsatz des zivilen Triebwerksgeschäfts legte um 25 % auf 1,3 Mrd. € zu (2021: 1,1 Mrd. €). Der wichtigste Umsatzträger war das PW1100G-JM. Innerhalb des zivilen Triebwerksgeschäfts hat der organische Umsatz im Ersatzteilgeschäft im hohen Zehner-Prozentbereich zugenommen, im Seriengeschäft im Zehner-Prozentbereich. „Das Ersatzteilgeschäft lag damit über unseren Erwartungen. Treiber waren neben Triebwerken für Narrowbodies und Frachtflugzeuge auch Antriebe für Geschäftsreiseflugzeuge sowie das GEnx der Boeing 787 und 747-8“, ergänzte Kameritsch. Das zivile Seriengeschäft war geprägt von hohen Getriebefan-Auslieferungen, einem stabilen Geschäft mit Business-Jet-Antrieben sowie weniger Auslieferungen des GEnx und von Industriegasturbinen.
Im militärischen Triebwerksgeschäft lag das Umsatzplus bei 3 % auf 496 Mio. € (2021: 482 Mio. €) und lag damit unter den Wachstumsannahmen der MTU, die einen Anstieg im hohen einstelligen Prozentbereich erwartet hatte. Kameritsch: „Im Militärbereich haben sich in der Lieferkette Verzögerungen ergeben, die sich insbesondere im vierten Quartal ausgewirkt haben.“ Hauptumsatzträger im Militärgeschäft war der Eurofighter-Antrieb EJ200.
Anhaltend hoher Auftragsbestand
Der Auftragsbestand der MTU lag Ende 2022 mit 22,3 Mrd. € auf Vorjahresniveau (2021: 22,2 Mrd. €). Die meisten Aufträge entfielen auf die Getriebefan-Triebwerke der PW1000G-Familie, insbesondere das PW1100G-JM, und das V2500. „Der erneut hohe Wert unterstreicht einmal mehr die anhaltende Nachfrage nach unseren Produkten“, so Wagner. „In der zivilen Instandhaltung haben wir 2022 neue Aufträge im Wert von 3,6 Mrd. $ gewonnen. Darin zeigt sich das wieder erstarkte Flugaufkommen ebenso wie das Vertrauen, das unsere Kunden in uns setzen.“
Ergebnissprung in der zivilen Instandhaltung
2022 erzielte die MTU in der zivilen Instandhaltung einen Ergebnissprung: Das bereinigte EBIT legte um 80 % von 149 Mio. € auf 268 Mio. € zu. Die bereinigte EBIT-Marge des MRO-Geschäfts stieg von 5,4 % auf 7,4 %.
Im OEM-Geschäft lag das Ergebnisplus bei 21 % auf 387 Mio. € (2021: 320 Mio. €). Die bereinigte Ergebnismarge erreichte 21,1 % nach 20,7 % im Jahr 2021.
„Die Margenverbesserung im OEM-Geschäft beruht auf dem Umsatzmix. In der zivilen Instandhaltung hat insbesondere der hohe MRO-Anteil unseres Kerngeschäfts die Marge positiv beeinflusst. Rückenwind haben uns auch das starke IGT- und CF34-Geschäft sowie die Dollarkursentwicklung verliehen“, erläuterte Kameritsch.
Dividendenvorschlag am 21. März
„Unsere Aktionärinnen und Aktionäre sollen vom guten Abschneiden der MTU mit einer Dividende in Höhe von 3,20 € je Aktie profitieren“, kündigte Kameritsch den Dividendenvorschlag des Vorstands an, der dem Aufsichtsrat in der bilanzfeststellenden Sitzung am 21. März als Abstimmungsvorlage für die Hauptversammlung vorgelegt wird. Für das Geschäftsjahr 2021 hatte die MTU eine Dividende in Höhe von 2,10 € je Aktie ausgeschüttet.
Forschung und Entwicklung
2022 sind 265 Mio. € in Forschung und Entwicklung geflossen, 15 % mehr als 2021 (2021: 230 Mio. €). Die MTU legt die Schwerpunkte ihrer F&E-Tätigkeit auf Leistungsverbesserungen der Getriebefan-Programme, Technologiestudien für zukünftige Antriebsgenerationen mit den Schwerpunkten Wasserstoff und fliegende Brennstoffzelle sowie den Ausbau der Fähigkeiten beim Thema virtuelles Triebwerk. „2022 hat das SWITCH-Projekt begonnen, das auf Basis des Getriebefans den Water-Enhanced Turbofan der MTU mit hybrid-elektrischen Antriebselementen kombiniert. Außerdem wurde die Demonstratorphase 1B der nächsten europäischen Kampfflugzeuggeneration gestartet, zu der die MTU mit ihren Partnern die Next European Fighter Engine beisteuert“, griff Wagner Beispiele zukunftsweisender Technologieprogramme heraus. „Damit treiben wir eine nachhaltige, emissionsfreie Luftfahrt aktiv voran und investieren gleichzeitig in die Zukunft der MTU.“
Starker Free Cashflow
Der Free Cashflow hat 2022 um 36 % auf 326 Mio. € zugenommen (2021: 240 Mio. €). Die Cash Conversion Rate lag bei 69 % nach 70 % im Jahr 2021. Kameritsch: „Damit haben wir nicht nur erneut einen starken Free Cashflow erzielt, sondern auch unser Jahresziel einer Cash Conversion Rate zwischen 60 und 70 % voll erreicht.“
Sachanlagen
Im Geschäftsjahr 2022 sind die Netto-Auszahlungen in Sachanlagen um 27 % von 241 Mio. € auf 306 Mio. € gestiegen. Die Mittel sind vor allem in den Auf- und Ausbau der Produktionskapazitäten in München, Hannover und Serbien, den wachsenden Geschäftsbereich des Triebwerksleasings sowie in Automatisierungs- und Digitalisierungsprojekte geflossen. „Damit sichern wir einen erneuten Produktionshochlauf ebenso ab wie den Ausbau unserer Technologie- und Kostenführerschaft“, so Wagner.
Die Belegschaft der MTU ist 2022 um 7 % auf 11.273 Mitarbeiter:innen gewachsen (31.12.2021: 10.508 Mitarbeiter:innen). Personal wurde vor allem an den Standorten in München, Polen und Serbien aufgebaut. Wagner: „2023 möchten wir ähnlich viele neue Kolleginnen und Kollegen in der MTU-Familie begrüßen, um die Zukunftsprogramme und damit die Zukunftsfähigkeit der MTU voranzutreiben. Wie auch 2022 werden neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwerpunktmäßig im Ingenieurbereich und für die Digitalisierung gebraucht.“
Die MTU Aero Engines veröffentlicht ihren Geschäftsbericht am 29. März 2023.
11.273 Mitarbeiter:innen
MTU Aero Engines – Eckdaten für 2022
(Beträge in Mio. €)
MTU Aero Engines | Q4 2021 | Q4 2022 | per Dez. 2021 | per Dez. 2022 | Veränderung |
Umsatz | 1.180 | 1.513 | 4.188 | 5.330 | + 27 % |
davon OEM-Geschäft | 473 | 576 | 1.547 | 1.831 | + 18 % |
davon ziviles Triebwerksgeschäft | 300 | 388 | 1.066 | 1.335 | + 25 % |
davon milit. Triebwerksgeschäft | 172 | 187 | 482 | 496 | + 3 % |
davon zivile Instandhaltung | 731 | 973 | 2.741 | 3.616 | + 32 % |
EBIT (bereinigt) | 161 | 207 | 468 | 655 | + 40 % |
davon OEM-Geschäft | 118 | 136 | 320 | 387 | + 21 % |
davon zivile Instandhaltung | 44 | 72 | 149 | 268 | + 80 % |
EBIT-Marge (bereinigt) | 13,6 % | 13,7 % | 11,2 % | 12,3 % | |
im OEM-Geschäft | 25,0 % | 23,5 % | 20,7 % | 21,1 % | |
in der zivilen Instandhaltung | 6,0 % | 7,4 % | 5,4 % | 7,4 % | |
Net Income (bereinigt) | 122 | 156 | 342 | 476 | + 39 % |
Net Income (reported) | 41 | 121 | 231 | 333 | + 44 % |
Ergebnis je Aktie (unverwässert, reported) | 0,67 | 2,23 | 4,17 | 6,21 | + 49 % |
EBITDA (reported) | 221 | 255 | 712 | 865 | + 22 % |
Free Cashflow | 35 | 107 | 240 | 326 | + 36 % |
Forschungs- und Entwicklungskosten | 68 | 74 | 230 | 265 | + 15 % |
davon eigenfinanzierte F&E | 44 | 54 | 160 | 201 | + 25 % |
davon fremdfinanzierte F&E | 24 | 20 | 70 | 65 | – 7 % |
eigenfinanzierter F&E-Aufwand gemäß GuV | 24 | 30 | 83 | 106 | + 27 % |
Netto-Auszahlungen in Sachanlagen | 125 | 136 | 241 | 306 | + 27 % |
31. Dez. 2021 | 31. Dez. 2022 | Verände-rung | |||
Bilanz-Kennzahlen | |||||
Immaterielle Vermögenswerte | 1.128 | 1.151 | + 2 % | ||
Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente | 722 | 823 | + 14 % | ||
Rückstellungen für Pensionen | 948 | 707 | – 25 % | ||
Eigenkapital | 2.760 | 3.107 | + 13 % | ||
Netto-Finanzverschuldung | 673 | 753 | + 12 % | ||
Bilanzsumme | 8.304 | 9.230 | + 11 % | ||
Auftragsbestand | 22.237 | 22.273 | + 0 % | ||
Mitarbeiter:innen | 10.508 | 11.273 | + 7 % |
Ausblick 2023
Umsatz | 6,1 bis 6,3 Mrd. € |
dabei: organische Umsatzentwicklung | |
ziviles Neugeschäft | Anstieg um etwa 30 % |
Ersatzteilgeschäft | Anstieg im hohen Zehner- bis niedrigen Zwanziger-Prozentbereich |
Militärgeschäft | Anstieg um etwa 10 % |
zivile Instandhaltung | Anstieg im hohen Zehner-Prozentbereich |
EBIT-Marge (bereinigt) | stabil |
Vorbehalt bei Zukunftsaussagen
Diese Quartalsmitteilung enthält zukunftsgerichtete Aussagen. Diese Aussagen spiegeln die gegenwärtigen Auffassungen, Erwartungen und Annahmen der Geschäftsführung der MTU Aero Engines wider und basieren auf Informationen, die der Geschäftsführung zum gegenwärtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Zukunftsgerichtete Aussagen enthalten keine Gewähr für den Eintritt zukünftiger Ergebnisse und Entwicklungen und sind mit Risiken und Unsicherheiten verbunden. Die tatsächlichen zukünftigen Ergebnisse der MTU Aero Engines und Entwicklungen betreffend die MTU Aero Engines können daher aufgrund verschiedener Faktoren wesentlich von den hier geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Zu diesen Faktoren gehören insbesondere Veränderungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der Wettbewerbssituation, die Zyklizität der Flugzeugindustrie und Risiken in Zusammenhang mit der Beteiligung der MTU Aero Engines an Konsortien für die Entwicklung und den Bau von neuen Triebwerken. Darüber hinaus können die Entwicklungen auf den Finanzmärkten und Wechselkursschwankungen sowie nationale und internationale Gesetzesänderungen, insbesondere in Bezug auf steuerliche Regelungen und Gesetze betreffend die Herstellung und den Einsatz von Triebwerken im Luftverkehr, sowie andere Faktoren einen Einfluss auf die zukünftigen Ergebnisse und Entwicklungen der MTU Aero Engines haben. Terroranschläge und deren Folgen können die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß von Abweichungen erhöhen. Die MTU Aero Engines übernimmt keine Verpflichtung, die in dieser Mitteilung enthaltenen Aussagen zu aktualisieren.