Die europäische Weltraumorganisation ESA hat den von Airbus Defence and Space vorgelegten Systementwürfen für Europas Servicemodul (MPCV-ESM) für das bemannte amerikanische Raumschiff "Orion"-MPCV, zugestimmt und damit den Startschuss für die sogenannte Implementation Phase gegeben.
Nun kann damit begonnen werden, die erste Hardware in Form eines Strukturtestmodells zu bauen. Das Servicemodul ist für den Antrieb, die Energieversorgung und zentrale Elemente des Lebenserhaltungssystems verantwortlich.
Systemkritische Elemente aus Europa für amerikanische Raumfahrt
Mit diesem Modell werden in einem ersten Schritt statische Tests durchgeführt. Sie beginnen in den nächsten Monaten. Im kommenden Jahr folgen dann dynamische Tests, mit denen unter anderen Belastungen während eines Starts simuliert werden. Im Dezember 2012 haben die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA und die ESA vereinbart, das neue US-Raumschiff Orion-MPCV mit Hilfe des europäischen Servicemoduls fliegen zu lassen.
Es ist das erste Mal, dass Europa mit systemkritischen Elementen in das amerikanische Orion Raumfahrt-Projekt integriert wird. Dieses Modul basiert auf dem Design und den Erfahrungen des Versorgungsfahrzeugs ATV (Automated Transfer Vehicle) für die Internationale Raumstation ISS, das Airbus Defence and Space im Auftrag der ESA entwickelt und gebaut hat. Nach dem Ende des Space-Shuttle-Programms der USA haben die Amerikaner kein eigenes Raumfahrzeug, um Astronauten ins All zu befördern. Der Entwicklungsvorsprung Europas kommt hier mit den ATV gelegen, die ihre Funktionalität bereits mehrfach bewiesen.
"Die Vergabe von systemkritischen Elementen an Europa zeigt das klare Vertrauen der NASA in die transatlantische Partnerschaft und in die Fähigkeiten der europäischen Partner. Airbus Defence and Space und seine europäischen Partner haben mit ATV ein technologisches Vorzeigeprojekt entwickelt und gebaut und damit den Weg für diese Zusammenarbeit möglich gemacht", sagte Thomas Reiter, ESA Director of Human Spaceflight and Operations, zum Ende des Reviews.
"Die Freigabe der Systementwürfe durch die ESA, begleitet von NASA und deren Projekt-Hauptauftragnehmer Lockheed Martin Space Systems, ist ein wichtiger Schritt für das Programm. Wir haben die Reife des Projektes gezeigt und können jetzt anfangen, von der Papierarbeit in die Hardware zu gehen", sagte François Auque, Head of Space Systems.
Orion-Kapsel: Bemannte Missionen zu Mond und Asteroiden
Das "Orion"-MPCV (Multi-Purpose Crew Vehicle) ist für bemannte Missionen zum Mond, zu Asteroiden und für Missionen in die Tiefen des Weltraums vorgesehen. Im Auftrag der NASA entwickelt und baut Lockheed Martin Space Systems die Raumkapsel für vier oder mehr Astronauten. Für den Antrieb des Raumfahrzeugs sowie die Energieversorgung und zentrale Elemente des Lebenserhaltungssystems wird das vom ATV abgeleitete Servicemodul MPCV-ESM sorgen, das von Airbus Defence and Space entwickelt und gebaut wird.
Als erste "Orion"-Mission oder "Exploration Mission-1" ist ein unbemannter Flug zu den Lagrange Punkte des Mondes einschließlich Rückkehr zur Erde geplant. Damit soll nicht nur die Leistungsfähigkeit des Raumschiffes vor seinem bemannten Einsatz nachgewiesen werden, sondern auch die Qualifikation der neuen NASA-Trägerrakete "Space Launch System". Im Rahmen von "Exploration Mission-2" soll "Orion"-MPCV 2021/22 dann mit Astronauten an Bord in den Weltraum starten.
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