Die Raumsonde Dawn ist in ihrer Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres angekommen – seit gestern 13:39 Uhr mitteleuropäischer Zeit, kreist sie um den Himmelskörper. Damit Dawn von Ceres‘ Anziehungskraft in einen Orbit gezogen werden konnte, bremsten die Ionentriebwerke die Raumsonde in 61.000 Kilometern Entfernung von dem Zwergplaneten ab.
Während dieses Vorgangs waren keine Aufnahmen mit der Kamera an Bord möglich. „Die insgesamt fast 20 Meter langen Solarpaneele mussten bei diesem Manöver zur Sonne ausgerichtet sein, und daher blickte die Kamera auch nicht in Richtung Ceres“, sagt Prof. Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft– und Raumfahrt (DLR). Der Planetenforscher ist Mitglied im Kamerateam – und wartet gespannt auf die nächsten Bilder, die im April aus 33.000 und 22.000 Kilometern Abstand aufgenommen werden. Doch zunächst verschwindet die Raumsonde Dawn nun bis Mitte April hinter der dunklen, sonnenabgewandten Seite des Zwergplaneten.
Immer näher an die Oberfläche
Siebeneinhalb Jahre nach dem Start und nach fast fünf Milliarden geflogener Kilometer ist Dawn somit an ihrem zweiten Missionsziel angekommen. Ihr erstes Ziel, den Asteroiden Vesta, umkreiste sie von 2011 bis 2012 und lieferte tausende Bilder. Auch ihre Umlaufbahn um Ceres wird nach und nach näher an den Zwergplaneten führen. Ab dem 23. April 2015 wird die Kamera aus nur noch 13.500 Kilometern Entfernung auf die Oberfläche von Ceres blicken und 20 Tage lang den Zwergplaneten aus dieser Höhe erforschen.
„Dann können wir schon viel mehr Details erkennen und interpretieren“, betont DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann. „Und auch die dritte Dimension, das heißt das topographische Relief der Oberfläche, können wir dann zunehmend besser bestimmen.“ Dann soll auch das erste vollständige dreidimensionale Höhenmodell am DLR-Institut für Planetenforschung entstehen. Bis Ende dieses Jahres wird sich Dawn dann bis auf 375 Kilometer an Ceres annähern. Insgesamt 18 Monate soll die Raumsonde mit insgesamt drei Instrumenten den Zwergplaneten erforschen.
Planet, Asteroid, dann Zwergplanet Ceres
Ceres wurde 1801 entdeckt und als Planet bezeichnet. Später wurde er als Asteroid klassifiziert – um schließlich 2006 in die neu definierte Klasse der Zwergplaneten eingeordnet zu werden. Mit seiner Umlaufbahn um die Sonne, der Kugelform und einem Durchmesser von 950 Kilometern war Ceres bei der Entstehung unseres Sonnensystems auf dem besten Weg, ein Planet zu werden. Doch sehr wahrscheinlich verhinderte dies die Gravitation von Jupiter, und so blieb Ceres in dieser Entwicklung stecken. Das macht Ceres interessant für die Planetenforscher: „Er verkörpert ein Stadium der Planetenentstehung, das uns Aufschluss darüber geben kann, was vor 4,6 Milliarden Jahren passierte“, sagt Prof. Ralf Jaumann.
Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde – Abb. 2 zeigt die Framing Camera vor der Integration – wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft– und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut.