Die FBB hat angesichts der jetzt bekanntgewordenen Statikprobleme am BER personelle Konsequenzen gezogen und einen verantwortlichen Mitarbeiter des BER-Projekts mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Ab sofort übernimmt Frank Röbbelen, bislang zuständig für Planung und Vertragsmanagement und seit Februar 2014 bei der FBB, die Funktion des Modulleiters Fluggastterminal. Wegen Schwererer Ventilatoren zur Entrauchungsanlage im Terminaldach veränderte sich die Statik, und das das Bauamt hat die Arbeiten darunter untersagt. Es bestehe aber laut BER keine Einsturzgefahr. Ob der Eröffnungstermin ein weiteres Mal verschoben werden müsse, hat der Flughafen noch nicht mitgeteilt.
Flughafenchef Karsten Mühlenfeld sagte: „Wir sehen uns zu diesem Schritt gezwungen, weil wir sicher sind, dass wir mit Frank Röbbelen derart komplexe Themen künftig besser und transparenter managen können. Mit Frank Röbbelen übertragen wir im Bereich von Technikchef Jörg Marks die Verantwortung für das BER-Hauptterminal einem gestandenen Bauprofi.“
Staatsanwaltschaftliche Vorermittlungen
Weiter sagte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld im Hinblick auf die von der Staatsanwaltschaft Cottbus eingeleiteten Vorermittlungen: „Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Staatsanwaltschaft aktiv geworden ist, um zu klären, wer die Verantwortung für den fehlerhaften Einbau der Entrauchungsventilatoren in den Jahren vor 2012 trägt. Wir stehen in Kontakt zur Staatsanwaltschaft Cottbus und haben bereits die volle Unterstützung bei der Aufklärung dieser Altlast zugesichert.“
Ohne Zweifel trifft dies den Flughafen BER in einer schwierigen Projektphase. Erstmal braucht es nun wieder eine genehmigungsrechtlich verlässliche Basis. Das Statikthema mit den am Dach hängenden Technikbühnen sei laut Mühlenfeld eine „Altlast, mit der wir nun umgehen müssen“, und macht sich dabei auf weiteres Ungemach gefasst. Er sei sich sicher, dass man auch künftig auf Vorgänge aus der Vergangenheit stoße, die auf den ersten Blick unfassbar erscheinen. Doch die Fehler der Vergangenheit müssten ans Tageslicht, um die BER-Eröffnung realisieren zu können. „Dazu gehören planerische und bauliche Fehler der Vergangenheit genauso wie persönliche Verfehlungen einzelner Projektbeteiligter. So haben wir uns im Zuge der in Cottbus anhängigen Betrugsermittlungen am Montag dieser Woche von einem langjährigen Mitarbeiter getrennt.“ ergänze der Flughafen-Chef.
Statik der Technikbühnen – Schwerere Ventilatoren
Die FBB hatte am Freitag vergangener Woche einen Teil des BER-Hauptterminals gesperrt. Hintergrund dieser Maßnahme waren die Vorbereitungen für den Einbau der Entrauchungsschornsteine im Terminaldach. In diesem Zusammenhang hat die FBB die tatsächlichen Dachlasten einer nochmaligen Prüfung unterzogen. Dabei wurde die Richtigkeit der Statik des BER-Terminals explizit gutachterlich bestätigt: „Der Vergleich des Globalmodells zeigt, dass die vorhandenen Ausbaulasten die in den Planungen angenommenen und statisch nachgewiesenen Lasten nicht überschreiten und damit die bisher geführten statischen Nachweise, weiterhin ihre Gültigkeit haben.“
Eine Einsturzgefahr des Terminals besteht also entgegen mancher Vermutungen nicht. Jedoch wurden fünf deutlich schwerere Rauchgasventilatoren verbaut als in der ursprünglichen Planung angenommen. Insgesamt sind im 180 mal 220 Meter großen Terminaldach 15 Entrauchungsventilatoren verbaut. Die ursprüngliche Statikberechnung war davon ausgegangen, dass alle Entrauchungsventilatoren die gleiche Größe haben und somit auch über die gleiche Größe der Arbeits- und Betriebsbühnen verfügen.
Die zehn Ventilatoren in den Achsen CG und DG (große Terminalhalle) haben eine Leistung von 80.000 cbm pro Stunde und ein Gesamtgewicht von ca. 2.300 kg. Die fünf Ventilatoren in Achse BG (nahe C-Riegel, zuständig für die Entrauchung des Marktplatzes) haben eine Leistung von 160.000 cbm pro Stunde und ein Gesamtgewicht von ca. 4.000 kg. Die 15 Entrauchungsventilatoren wurden auf Stahlbühnen montiert, die am Primärtragwerk des Terminaldachs hängend befestigt sind. Für die fünf großen Ventilatoren in der Achse BG sind die Technikbühnen unterdimensioniert. Die FBB will sich kurzfristig nach Vorliegen der Berechnung des Statikers zur weiteren Vorgehensweise äußern.