Lufthansa bedauert, dass die Kabinengewerkschaft Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) am morgigen 09. November 2015 die Flugbegleiter in der Zeit von 04:30 Uhr bis 23:00 Uhr an den Standorten Frankfurt und Düsseldorf sowie von 04:30 Uhr bis Mitternacht zu Streiks in München aufgerufen hat. Lufthansa will, soweit möglich, den Reisenden alternative Reisemöglichkeiten anbieten. Passagiere, die ihre Verbindungsdaten registriert haben, werden per E-Mail und SMS über den Status ihrer Buchungen informiert. Gleichzeitig erläutert die Lufthansa ihr Angebot an das Kabinenpersonal.
Insgesamt können morgen trotz des Streiks der Kabinengewerkschaft 70 Prozent aller Flüge der Lufthansa Group durchgeführt werden. Von insgesamt 3.000 geplanten Verbindungen werden 929 Flüge von und nach Frankfurt, München und Düsseldorf gestrichen. Von den Flugstreichungen sind rund 113.000 Passagiere betroffen. Das Unternehmen setzt alles daran, die Auswirkungen des Streiks für ihre Fluggäste so gering wie möglich zu halten.
Die Group Airlines Germanwings, Eurowings, Lufthansa CityLine, SWISS, Austrian Airlines, Air Dolomiti und Brussels Airlines werden nicht bestreikt. Flüge von und nach Frankfurt, München und Düsseldorf, die von Group Airlines durchgeführt werden, sind von dem Streikaufruf ebenfalls nicht betroffen. Der Flugbetrieb an den Hubs Zürich, Wien und Brüssel findet planmäßig statt.
Der Sonderflugplan und allgemeine Infos für den Streikzeitraum werden an dieser Stelle veröffentlicht. Den eigenen Flugstatus kann man hier direkt erfragen. Zudem können sich Kunden in Deutschland unter der kostenfreien Service-Hotline unter 0800-8506070 informieren.
Lufthansa hat heute unterdessen erneut bekräftigt, dass sie für die Wiederaufnahme von Gesprächen zur Verfügung steht. Zuletzt hatte die Airline die Gewerkschaft am 05. November zu einem Gespräch eingeladen und ihr dort ein modifiziertes Angebot vorgelegt. In diesem Angebot war Lufthansa nach eigenen Angaben für ihre Mitarbeiter auf alle Forderungen der Gewerkschaft zur Versorgung eingegangen. Diese sieht das allerdings ganz anders und bekräftigte daraufhin ihre Entschlossenheit für Streiks.
Übergangsversorgung bei vorzeitigem Ausscheiden
In ihrem modifizierten Angebot vom 05. November hatte Lufthansa angeboten, Kabinenmitarbeitern die Abzüge, die der Gesetzgeber in der gesetzlichen Rentenversicherung vorgesehen hat, auszugleichen, falls ein Mitarbeiter vor Erreichen des gesetzlichen Regelrenteneintritts aus dem Arbeitsleben ausscheidet. Das ist ein Versorgungsangebot, das es bei keinem anderen Unternehmen gibt. Auch bezüglich der für die Dotierung der Altersversorgung zugrunde gelegten Renditeprämisse war Lufthansa der Gewerkschaft in einem alternativen Angebot entgegengekommen.
Das derzeitige Versorgungssystem bei Lufthansa sieht vor, dass Kabinenmitarbeiter ab dem Alter von 55 Jahren freiwillig aus dem Flugdienst ausscheiden können. Sie erhalten dann bis zu 60 Prozent ihrer letzten Vergütung als sogenannte Übergangsversorgung. Lufthansa hatte der UFO angeboten, dass diese Übergangsversorgung – anders als heute – unverfallbar gestaltet werden sollte. Mitarbeiter könnten dann Teile der nicht in Anspruch genommenen Übergangsversorgung zur Steigerung ihrer im Dax-Vergleich ohnehin schon stark überdurchschnittlichen Altersversorgung nutzen. Dies hätte in einer beispielhaften Karriere dazu geführt, dass ein Purser, der bis zum 65. Lebensjahr fliegt, seine betriebliche Altersversorgung von heute 960 Euro auf zukünftig 3.210 Euro pro Monat hätte steigern können. Zusammen mit der gesetzlichen Rentenversicherung käme ein Purser so auf 96 Prozent seines Grundgehalts beziehungsweise rund 4.800 Euro. Alternativ hätte er sich die nicht in Anspruch genommene Übergangsversorgung in Form einer Einmalzahlung in Höhe von bis zu 380.000 Euro auszahlen lassen können.
Basis für die Alters- und Übergansversorgung sind die im Branchenvergleich deutlich überdurchschnittlichen Vergütungen bei Lufthansa. So liegt die Vergütung eines Flugbegleiters auf Vollzeitbasis beim Berufseinstieg inklusive variabler Vergütungsbestandteile bei durchschnittlich 2.200 Euro.
Personalkosten fast doppelt so hoch
In den ersten Jahren steigt das Gehalt deutlich. Die Grundvergütung eines Flugbegleiters erhöht sich dabei automatisch. Flugbegleiter mit einem Einstellungsdatum nach dem 01. Januar 2013 erhalten in den ersten zehn Jahren eine automatische Gehaltssteigerung von durchschnittlich 3,2 Prozent pro Jahr. Flugbegleiter, die vor dem 01. Januar 2013 eingestellt wurden, kommen in diesem Zeitraum sogar auf durchschnittlich 4,8 Prozent mehr Gehalt pro Jahr. Mögliche Erhöhungen der Vergütungstabellen, die Lufthansa in der aktuellen Tarifrunde ebenfalls angeboten hatte, kommen noch hinzu.
Ein Purser kann so auf eine Vergütung von mehr als 80.000 Euro kommen. Das Durchschnittsgehalt aller Flugbegleiter bei Lufthansa liegt auf Vollzeitbasis bei 50.000 Euro. Zusammen mit der Versorgung sind die Bruttopersonalkosten bei Lufthansa fast doppelt so hoch wie bei allen anderen Wettbewerbern in Deutschland.
Vollzeitflugbegleiter fliegen bei Lufthansa maximal 87 Stunden im Monat. Wer mehr als 70 Stunden pro Monat fliegt, bekommt für jede zusätzliche Stunde eine sogenannte Mehrflugstundenvergütung. Die Ausbildungsdauer für einen Flugbegleiter bei Lufthansa beträgt knapp drei Monate.