Zum dritten Mal innerhalb weniger Tage ruft ver.di zu einem sogenannten „Warnstreik“ auf. Schon am Donnerstag wurde an den drei großen Flughäfen Düsseldorf, Stuttgart und Köln der Luftverkehr in Teilen Deutschlands für einen ganzen Tag lahmgelegt. Am Dienstag droht nun das gleiche am größten Flughafen Deutschlands, in Frankfurt, sowie an weiteren Flughafenstandorten im Osten und im Norden der Republik.
Leidtragende dieser Aktion sind die Passagiere, deren Reisepläne durcheinandergebracht werden, sowie die Flughäfen und Fluggesellschaften, die nicht an der Tarifauseinandersetzung beteiligt sind, aber die Folgen verkraften müssen. Die Durchführung der Passagier- und Gepäckkontrollen ist eine hoheitliche Aufgabe des Bundes. Sie wird von der Bundespolizei durchgeführt, die dafür private Sicherheitsunternehmen einsetzt. Damit kommt deren Vertretung ver.di ins Spiel.
Kein Eintritt in Sicherheitszone möglich
Wie der Flughafenbetreiber in Frankfurt mitteilt, werden die Sicherheitskontrollen außerhalb des Transitbereichs nicht besetzt sein. Fluggäste, die in Frankfurt ihre Reise beginnen, haben so während der gesamten Streikdauer keine Möglichkeit, ihren Flug zu erreichen. Lufthansa bittet daher diese Gäste, sich nicht zum Flughafen zu begeben und stattdessen bereits jetzt Umbuchungsmöglichkeiten online oder die Lufthansa App zu nutzen. In Frankfurt umsteigende Fluggäste betrifft dies ausdrücklich nicht.
Das Sicherheitspersonal am Frankfurter Flughafen ist zwischen 02:00 und 20:00 Uhr zu einem umfassenden Streik aufgerufen und es ist mit einer erheblichen Beeinträchtigung des Flugbetriebs rechnen. Lufthansa bietet an ihrem größten Drehkreuz eine online genauere Information. Reisende mit einem Lufthansa-Flug ab Frankfurt können etwa von sofort an ihren Flug kostenlos auf ein Datum zwischen dem 11. und dem 20. Januar umbuchen. Flugstreichungen wird Lufthansa am Sonntagnachmittag auf ihrer Internetseite veröffentlichen. Von diesem Zeitpunkt an sind dann online Umbuchungen möglich. Fluggäste, die ihre Daten online hinterlegt haben, informiert Lufthansa aktiv über ihren Flugstatus.
Hamburg Airport: 24 Stunden Streik
Am Hamburg Airport ist der Streik für Dienstag, für 24 Stunden (00:00 bis 24:00 Uhr) ausgerufen. Betroffen sind hier alle Kontrollstellen des Flughafens, sowohl die Personal- und Warenkontrollen als auch die Passagierkontrolle. Am Dienstag, 15. Januar 2019, sind in Hamburg 178 Abflüge mit mehr als 20.000 Passagieren und 179 Ankünfte geplant. Aufgrund dieses Streiks kann es am Dienstag ganztägig zu Flugstreichungen und deutlichen Verzögerungen bei den Kontrollen kommen.
Der Flughafen hat sich mit den Fluggesellschaften und Behörden bestmöglich auf den Ver.di-Streik vorbereitet. Dennoch müssen Passagiere mit vielen Flugausfällen und sehr langen Wartezeiten rechnen. Aufgrund der eingeschränkten Kontrollkapazität wird ein Großteil der Fluggäste die Kontrollstelle nicht pünktlich passieren können. Bevorzugte Sicherheitskontrollen (z. B. Fast Lane) sind mangels Kapazität nicht möglich.
Neben Frankfurt am Main und Hamburg soll auch an den Flughäfen in Erfurt, Dresden, Leipzig/Halle, Bremen sowie Hannover auch der Flughafen und München gestreikt werden. Vor allem im innerdeutsche Reisende werden auch an anderen Flughäfen betroffen sein. Das deutsche Flugnetz droht an diesem Tag lahmgelegt zu werden, so der Flughafenverband ADV und spricht von einem Streikexzess.
Branchenverbände kritisieren massiven Ausstand
Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV: „Es ist unverantwortlich von ver.di, die Streiks bis zum exorbitanten Exzess auszudehnen. Am Dienstag werden auf einen Schlag acht deutsche Flughäfen betroffen sein. Jede Dimension eines Warnstreiks wird gesprengt. An den acht Flughäfen werden etwa 220.000 Passagiere von Flugstreichungen und Verspätungen betroffen sein. Weitere zehntausend Passagiere kommen an den Flughäfen hinzu, von denen keine Flüge zu den bestreikten Flughäfen rausgehen können. Dauer und Umfang der Streiks sind unverhältnismäßig und mehr als rücksichtslos und, den Flughäfen sind die Hände gebunden… Einmal mehr werden die Flughäfen als Schauplatz in einem Arbeitskampf missbraucht, bei dem sie noch nicht einmal Tarifpartei sind“. Schon am letzten Donnerstag gab es erhebliche Beeinträchtigungen durch die ganztägigen ver.di-Streiks an den Flughäfen Köln/Bonn, Düsseldorf und Stuttgart.
Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): „Wir stehen zur Tarifautonomie und dazu gehört das Arbeitskampfrecht der Tarifpartner, das in bestimmten Situationen auch einen Warnstreik umfassen kann. Doch mit dem nun angekündigten großflächigen und erneut ganztägigen Streik an mehreren Flughäfen wird das Instrument des Warnstreiks ad absurdum geführt. Das ist kein Warnstreik mehr, das ist völlig unverhältnismäßig. Und darüber hinaus konterkariert das die Anstrengungen von Bund und Ländern, die mangelnde Effizienz der Luftsicherheitskontrollen in Deutschland deutlich zu verbessern.“
Von Randow weiter: „Allein seit 2011 sind die Löhne der Beschäftigten an den Sicherheitskontrollen um fast 50 Prozent gestiegen. Damit liegt das Lohnniveau der Luftsicherheitsassistenten, deren Aufgabe eine reine Anlerntätigkeit ist, inzwischen höher als das von Berufsbildern, für die eine mehrjährige Berufsausbildung erforderlich ist (Hotelkaufmann, Bäcker, Krankenpflegerhelfer, chemisch-technischer Assistent etc.). Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass die Qualität nicht mit dem Lohnniveau mitgewachsen ist. Dabei sind die Sicherheitskontrollen in Deutschland weniger effizient organisiert als in anderen europäischen Ländern, wie etwa in den Niederländen, Belgien, Spanien und Großbritannien, wo pro Stunde annähernd doppelt so viele Passagiere pro Kontrollspur abgefertigt werden… Die nun völlig aus dem Ruder laufende Ausweitung der Streiks zu massiven Flächenstreiks konterkariert das Ziel, die Effizienz, Kundenzufriedenheit und Mitarbeiterzufriedenheit in Deutschland deutlich zu erhöhen.“
Alle Fluggäste sind aufgefordert, sich vor der Anreise zum Flughafen über den Status ihres Fluges zu informieren. Zudem sollten sie möglichst viel Zeit für das Passieren der Kontrollstellen einrechnen und Handgepäck auf ein Minimum reduzieren. Bei Fragen zu Verspätungen, Ausfällen, Umbuchungen etc. wenden sich Passagiere bitte direkt an die Hotlines der jeweiligen Fluggesellschaften oder den Reiseveranstalter.